Kramer: Kirche muss mit AfD-Anhängern ins Gespräch kommen

Kramer: Kirche muss mit AfD-Anhängern ins Gespräch kommen

Magdeburg (epd). Nach dem Erfolg der AfD bei der Bundestagswahl am Sonntag will die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland in einen stärkeren Diskurs mit Anhängern der in Teilen als rechtsextremistisch eingestuften Partei treten. Seine Kirche werde neu überlegen, wie sie die Menschen erreiche, kündigte der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer am Montag in Magdeburg an. Dazu gehöre es, sich in der Kampagne „#VerständigungsOrte“ zu engagieren und das Gespräch mit allen zu suchen.

Die Kampagne geht auf die Initiative von Kirche und Diakonie zurück und setzt sich angesichts von Krisen, Polarisierung und Populismus für mehr Verständigung ein. Sie ermutigt alle Gemeinden und Einrichtungen von Kirche und Diakonie dazu, Räume für Gespräche zu öffnen und Menschen mit unterschiedlichen Ansichten zum Austausch einzuladen.

Die Menschen spüren laut Kramer, dass es um die Demokratie geht. Erfreulich sei daher die sehr hohe Wahlbeteiligung auch in den ostdeutschen Bundesländern. Gleichzeitig werde deutlich, dass Regierungen immer komplizierter zu bilden sind und die Gesellschaft Kompromisse schätzen müsse. Das sei in polarisierten Zeiten nicht leicht zu bewerkstelligen. Kramer sagte, die Zustimmung für die AfD in Mitteldeutschland sei weiterhin sehr hoch.

Bei der vorgezogenen Bundestagswahl am Sonntag wurden dem vorläufigen Ergebnis zufolge die Unionsparteien mit 28,6 Prozent der Stimmen stärkste Kraft. Die AfD kam auf 20,8 Prozent. Dem Bundestag gehören außerdem die SPD (16,4 Prozent), die Grünen (11,6 Prozent) und die Linke (8,8 Prozent) an. Alle weiteren Parteien scheiterten an der Fünf-Prozent-Hürde. Die Wahlbeteiligung lag bei 82,5 Prozent.

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland erstreckt sich über große Teile Thüringens und Sachsen-Anhalts, zudem kleinere Teile der Länder Brandenburg und Sachsen zum Gebiet der Landeskirche. Sie zählt rund 600.000 Mitglieder.