19. Hilfskonvoi für Ukraine unterwegs

Der Wuppertaler Stadtdirektor Matthias Nocke, Elmar Thyen vom Verein "Water for Ukraine" und der Leiter der Feuerwehr Wuppertal, Andreas Steinhard (v.l.)
epd/Michael Bosse
Der Wuppertaler Stadtdirektor Matthias Nocke, Elmar Thyen vom Verein "Water for Ukraine" und der Leiter der Feuerwehr Wuppertal, Andreas Steinhard (v.l.), bei der Übergabe eines Löschfahrzeugs an den Verein "Water for Ukraine".
"Water for Ukraine"
19. Hilfskonvoi für Ukraine unterwegs
Vor knapp drei Jahren hat die in Wuppertal ins Leben gerufene Initiative "Water for Ukraine" ihre Hilfstransporte für das überfallene Land gestartet. Aktuell wird der 19. Hilfskonvoi vorbereitet, der zum Jahrestag des Kriegsbeginns ankommt.

Noch steht das fast 30 Jahre alte und 7,5 Tonnen schwere Löschfahrzeug auf dem Gelände der Hauptfeuer- und Rettungswache Wuppertal, doch am Donnerstag soll sich das Fahrzeug als Teil eines Hilfskonvois auf die rund 2.500 Kilometer lange Strecke in den ostukrainischen Bezirk Dnipropetrowsk aufmachen. Für die Initiative "Water for Ukraine", die im Frühjahr 2023 von den Wuppertaler Stadtwerken (WSW) ins Leben gerufen wurde, ist es der 19. Transport in das Land. Diesmal ist es überdies eine hochsymbolische Fahrt, wird der Konvoi doch zum 24. Februar, dem dritten Jahrestag des russischen Angriffs auf das Land, erwartet.

Für Elmar Thyen, der einer der Initiatoren der Hilfe ist und bei den Wuppertaler Stadtwerken arbeitet, wird es der 15. Transport sein, den er begleitet. Dass man dann am dritten Jahrestag des russischen Angriffs in der Ukraine ankommt, ist für den gelernten Journalisten ein wichtiger Umstand. "Nach der Wahl Trumps und den Aussagen auf der Sicherheitskonferenz in München ist die Unsicherheit in der Ukraine größer als je zuvor", sagt er. Der Konvoi sei "ein Symbol, dass wir die Ukraine nicht alleine lassen".

Die Stadt Wuppertal unterstützt die Arbeit von "Water for Ukraine" ausdrücklich. Stadtdirektor Matthias Nocke kommt deshalb zur Übergabe des Feuerwehrfahrzeugs in die Hauptwache. "Wir hoffen, dass das Löschfahrzeug einen Beitrag dazu leisten kann, die sensible Infrastruktur in der Ukraine zu erhalten", sagt der CDU-Politiker. Den Einsatz der Initiative "Water for Ukraine" könne man "nicht hoch genug einschätzen".

"Water for Ukraine" ist zu Kriegsbeginn als Antwort auf eine Anfrage der ukrainischen Wasserwerke gegründet worden. Mehr als 50 kommunale Eigenbetriebe und Unternehmen, Kirchen und Religionsgemeinschaften unterstützen den gemeinnützigen Verein. Wobei der Begriff Wasser ("Water") den institutionellen Rahmen vorgibt, da auf Wuppertaler wie auf ukrainischer Seite die Stadt- beziehungsweise Wasserwerke die Konvois auf den Weg bringen oder in der Ukraine empfangen.

Über 70 Fahrzeuge waren bisher unterwegs

Die Fahrer und Begleiter des Konvois sind ehrenamtlich im Einsatz. Schäden an Leib und Leben oder Totalverluste beim Material waren bislang nicht zu beklagen. Allerdings müssen bei den Fahrten einige bürokratische Auflagen erfüllt werden, verlassen die Konvois an den polnisch-ukrainischen Grenzübergängen doch die EU und den Schengenraum. Da kann die Kontrolle und Abfertigung der Zollpapiere auch bei humanitären Hilfsgütern schon mal bis zu 78 Stunden dauern.

Auf den Weg gebracht wurden bislang unter anderem über 70 Fahrzeuge, vom Kleinwagen über 18-Meter-Gelenkbusse bis zum 40-Tonnen-Laster. Dutzende Notstromaggregate, ein komplettes Wasserwerk, Wasseraufbereitungssysteme, Werkzeug, Spezialarmaturen und IT-Technik gehörten dazu. Seit dem Frühjahr 2022 wurden über die Initiative Sachspenden im Gesamtwert von rund fünf Millionen Euro geliefert. Hinzu kamen Geldspenden in Höhe von 300.000 Euro.

Projekt mit bundesweiten "Vorbildcharakter"

Neben Wuppertal ist der zweite Sitz von Water for Ukraine im westukrainischen Lwiw. Dort ist das ukrainische Vorstandsmitglied von "Water for Ukraine", der stellvertretende technische Leiter der Wasserwerke, Volodymyr Bilynskyy, aktiv. Ins Rollen gekommen war die Hilfe aus Wuppertal über eine Anfrage von NRW Global Business GmbH, der für die Förderung der Außenwirtschaft zuständigen Landesgesellschaft. Dort hatte Elena Matekina, Mitarbeiterin für den Bereich Ost- und Mitteleuropa, in der ersten Woche nach Ausbruch des Krieges potenzielle Partner angeschrieben, um Hilfe für den Wiederaufbau der Infrastruktur des Landes zu organisieren.

Sie kam mit Elmar Thyen in Kontakt, da dieser sich schon im März 2022 - kurz nach Ausbruch des Krieges - im Auftrag der WSW bei der Landesgesellschaft in Düsseldorf meldete. Für Matekina, die aus der Ostukraine stammt und auch im Vorstand des Vereins "Water for Ukraine" sitzt, hat das Projekt einen bundesweiten "Vorbildcharakter". Die Organisation der Transporte und die Vernetzung vor Ort sei "konsequent und professionell".

Für WSW-Mann Thyen gibt es überdies einen biografischen Grund für seinen durchaus kräftezehrenden Einsatz. Sein Großvater Hermann Thyen war im Ersten Weltkrieg als Soldat mit der österreichischen k.u.k.-Armee im damaligen Lemberg im Einsatz. Im Zweiten Weltkrieg war der Großvater Bahnhofskommandant in Dnipro - jener Stadt, in die auch das Feuerwehrfahrzeug aus Wuppertal jetzt geliefert werden soll. Vor dem Hintergrund seiner Familiengeschichte empfinde er der Ukraine gegenüber "die Verpflichtung, Verantwortung zu übernehmen", betont Elmar Thyen.

Für die Initiative "Water for Ukraine" stellt sich zudem die Frage, wie sie ihre Tätigkeit nach einem möglichen Waffenstillstand intensivieren kann. Elmar Thyen, der auch in Brüssel gut vernetzt ist, möchte mithilfe der EU erreichen, dass die öffentliche Wasserversorgung in der Ukraine, die veraltet und "chronisch unterfinanziert" sei, modernisiert und auf EU-Niveau gehoben wird. Dazu sei es auch nötig, Kommunalpolitiker und Wasserwerker zu schulen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sauberes Trinkwasser und geklärtes Abwasser alles andere als Luxus, sondern Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge sind.