Dresden (epd). Mehrere tausend Menschen haben laut Veranstaltern in Dresden gegen einen Neonaziaufmarsch anlässlich des 80. Jahrestags der alliierten Luftangriffe auf die Stadt protestiert. Versammlung und Aufzug der Rechtsextremen am Samstag seien störungsfrei verlaufen, teilte die Polizei am Sonntag mit. Gegen den Aufmarsch habe es Proteste „in Sicht- und Hörweite“ gegeben.
Die Polizei betonte, bei Kontrollen im Zusammenhang mit der rechtsextremen Versammlung seien 39 Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, das Waffengesetz sowie eine Allgemeinverordnung der Stadt festgestellt worden. Unter anderem hätten Teilnehmer Einhandmesser, Schlagringe und Pfefferspray dabeigehabt. Weitere Männer hätten verbotene Zeichen auf ihrer Kleidung oder als Tätowierungen gezeigt. Dazu seien Anzeigen gefertigt worden. Es seien mehrere Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Unter anderem habe ein 34-Jähriger den verbotenen Hitlergruß gezeigt.
Das „Bündnis Wi(e)dersetzen“ hatte am Samstag zunächst mehrere Blockaden auf der vermuteten Aufmarschroute der Rechtsextremen in der Dresdner Innenstadt organisiert. Bündnis-Sprecherin Anne Herpertz sagte, die Polizei sei gegen die Blockaden eingeschritten, es habe auch Verletzte gegeben. Am Nachmittag blockierten laut Beobachtern schätzungsweise rund 1.500 bis 2.000 Menschen eine Kreuzung. Später löste die Polizei die Blockade auf und trug auch Beteiligte von der Kreuzung.
Laut Herpertz kam es dabei vonseiten der Polizei „unnötig zu Gewalt“. Die Teilnehmenden hätten friedlich demonstriert. Davor hatte die Polizei nach eigenen Angaben bereits am frühen Nachmittag eine andere Blockade aufgelöst und mehrere Dutzend Menschen von der Straße getragen.
Das „Wi(e)dersetzen“-Bündnis bezifferte die Zahl der Teilnehmenden bei den Protesten gegen rechts auf insgesamt mehr als 4.000 Menschen. Die geplante Route des rechtsextremen Aufmarschs wurde aufgrund der Gegenaktionen verkürzt. Nach Polizeiangaben beteiligten sich rund 1.000 Personen an dem sogenannten „Trauermarsch“ der rechten Szene. Entlang der Aufzugstrecke gab es lautstarken Widerspruch. An einer Stelle hätten Demonstrierende versucht, auf die Aufzugstrecke zu gelangen, hieß es von der Polizei. Dies sei von Beamten verhindert worden. Dabei sei auch Pfefferspray eingesetzt worden.
Anlass des rechtsextremen Aufmarschs war der Kriegsgedenktag, den die Stadt jährlich am 13. Februar begeht. Mit dem Gedenktag, bei dem in diesem Jahr am Donnerstag wieder eine große Menschenkette gebildet worden war, erinnert die Stadt an die Opfer des Zweiten Weltkriegs und die Zerstörung Dresdens bei Luftangriffen der Alliierten zwischen dem 13. und 15. Februar 1945. Damals starben in der Stadt rund 25.000 Menschen.
In Sachsen gab es in den zurückliegenden Tagen auch weitere rechtsextreme Vorfälle. Am Samstagabend wurde nach Angaben der Dresdner Polizei eine rechtsextreme Musikveranstaltung in einem Kleingartenverein verhindert. Gegen die mehr als 70 Personen vor Ort seien unter anderem Platzverweise ausgesprochen worden. Am Freitagabend wurde laut Polizei in Zwickau in einer Kleingartenanlage ein rechtsextremer Liederabend mit rund 40 Beteiligten aufgelöst.