Berlin (epd). Das Verbändebündnis „Soziales Wohnen“ warnt vor einer größer werdenden Lücke zwischen verfügbaren und tatsächlich benötigten Sozialwohnungen in Deutschland. Seit Mitte der 90er Jahre sei die Zahl der Sozialwohnungen kontinuierlich gesunken auf zuletzt nur noch gut eine Million, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Pestel-Instituts im Auftrag des Bündnisses. Zugleich sei in den kommenden Jahren mit wachsendem Bedarf zu rechnen, unter anderem wegen des Renteneintritts vieler Geringverdiener.
Insgesamt spricht das Verbändebündnis von derzeit rund 550.000 fehlenden Wohnungen in Deutschland - es mangele vor allem an Sozialwohnungen und anderem bezahlbaren Wohnraum. Die ambitionierten Ziele der Ampel-Regierung beim Wohnungsbau seien deutlich verfehlt worden, trotz einer „deutlichen Erhöhung der Bundesmittel“ zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus. Wenn alle Menschen mit Anspruch auf eine Sozialwohnung tatsächlich eine bekommen sollten, wären bundesweit rund 5,6 Millionen solcher Wohneinheiten nötig, erklärte der Wirtschaftswissenschaftler Matthias Günther vom Pestel-Institut.
Zum Bündnis „Soziales Wohnen“ gehören der Deutsche Mieterbund, die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Fachverbände der Caritas und Verbände der Bauindustrie. Sie halten den Bau von mindestens 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr für nötig und forderten eine entsprechende Zielfestlegung von Bund, Ländern und Kommunen. Zur Finanzierung werde jährlich „eine Bund-Länder-Förderung von elf Milliarden Euro“ gebraucht, schätzten die Verbände. Dafür solle ein „Sozialwohnungsbaufonds“ aufgelegt und im Grundgesetz festgeschrieben werden.
Gleichzeitig müssten die Baukosten gesenkt werden, erklärte das Bündnis weiter. Hier könne dem Beispiel Schleswig-Holsteins gefolgt werden, wo für sozialen Wohnungsbau ein spezieller bautechnischer Regelstandard gilt, der etwa dünnere Wände und geringeren Lärmschutz erlaubt.