Die evangelische Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs würdigte Parnass als "unermüdliche Kämpferin für Gerechtigkeit", wie die Nordkirche mitteilte.
Das jüdische Mädchen Peggy Parnass war 1939 mit ihrem vierjährigen Bruder Gady mit einem der letzten Kindertransporte nach Schweden verschickt worden und so den Nationalsozialisten entkommen. Kurz vor Ende des Krieges kamen die Kinder zu einem Onkel nach London, der als einziger der Familie durch Flucht überlebt hatte. Die Eltern wurden im Lager Treblinka von den Nationalsozialisten ermordet.
Parnass studierte in Stockholm, London, Hamburg und Paris. Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie durch ihre Arbeit als Gerichtsreporterin der Monatszeitschrift "konkret" bekannt. Sie arbeitete als Schauspielerin, Dolmetscherin und Übersetzerin und veröffentlichte mehrere Bücher, darunter "Süchtig nach Leben" (1990), "Mut und Leidenschaft" (1993) und "Kindheit: wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete" (2012). Sie wurde unter anderem mit dem Fritz-Bauer-Preis, der Biermann-Ratjen-Medaille und dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland geehrt.
Parnass habe sich "vor dem Hintergrund ihres eigenen dramatischen Schicksals als Verfolgte des NS-Regimes (...) ein Leben lang für eine menschliche und solidarische Gesellschaft eingesetzt", sagte Fehrs. Parnass sei bis zuletzt in ihrer Heimatstadt Hamburg sehr präsent gewesen und habe die aktuellen Debatten aufmerksam begleitet und bereichert. Fehrs werde "ihre klaren Worte und ihre liebenswürdige, warmherzige Art sehr vermissen".