Ostkongo: Rebellenallianz ruft Waffenruhe aus

Ostkongo: Rebellenallianz ruft Waffenruhe aus
Erstmals seit der Eroberung von Goma durch die M23-Miliz gibt es Hoffnung auf eine Entspannung des Konflikts. Die Rebellen kündigten eine einseitige Waffenruhe an - und für Ende der Woche planen regionale Staatenbünde einen Sondergipfel.

Nairobi, Goma (epd). Die von M23 angeführte Rebellenallianz im Ostkongo hat eine einseitige Waffenruhe angekündigt. Die humanitäre Feuerpause sollte ab Dienstag gelten, wie die Koalition „Alliance Fleuve Congo“ (AFC) am späten Montagabend auf der Internetplattform X mitteilte.

Vor rund einer Woche hatten die M23-Rebellen im Zuge ihrer jüngsten Offensive mit Unterstützung Ruandas die Millionenstadt Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo eingenommen. Die kongolesische Regierung äußerte sich zunächst nicht zu der Waffenruhe.

In der Region kämpfen Milizen und die Armee seit Jahrzehnten um die Macht. Dabei geht es auch um die Kontrolle über die reichhaltigen Bodenschätze wie Coltan oder Gold. In der „Alliance Fleuve Congo“ haben sich mehrere politische Parteien und bewaffnete Rebellengruppen zusammengeschlossen. Ihr größtes Mitglied ist M23. Die Kämpfe um Goma haben die humanitäre Krise in der Region verschärft. Mehr als 900 Menschen wurden nach Angaben der Vereinten Nationen in den vergangenen zehn Tagen getötet, Tausende weitere verletzt.

In Dörfern in den Provinzen Nord- und Süd-Kivu waren die Kämpfe nach der Einnahme von Goma weitergegangen. In ihrem Schreiben am Montagabend erklärten die Rebellen nun, sie beabsichtigten nicht, weitere Städte wie Bukavu am südlichen Ufer des Kivu-Sees einzunehmen.

Die UN-Sonderbeauftragte für sexualisierte Gewalt in Konflikten, Pramila Patten, äußerte sich insbesondere besorgt über die Folgen der Gewalt für Frauen in der Region. Frauen und Mädchen seien der Gefahr sexualisierter und geschlechtsbasierter Gewalt ausgesetzt, erklärte Patten am Montag (Ortszeit) in New York und verwies unter anderem auf einen Gefängnisausbruch in Goma, in dessen Folge mindestens 165 Frauen vergewaltigt worden sein sollen.

Patten verwies zudem auf mehrere Berichte über von den Konfliktparteien verübte sexualisierte Gewalt, darunter Vergewaltigungen und Gruppenvergewaltigungen. Die UN-Sonderbeauftragte rief alle Konfliktparteien auf, ihre Verpflichtungen unter den internationalen Menschenrechten einzuhalten.

Bisherige Versuche, den Konflikt durch Gespräche zu beenden, waren gescheitert. Für Ende der Woche ist nun ein neuer Anlauf für eine diplomatische Lösung geplant. Die Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) und die Ostafrikanische Staatengemeinschaft (EAC) richten am Freitag und Samstag einen Sondergipfel in der tansanischen Metropole Daressalam aus. Daran sollen nach Angaben der kenianischen Regierung sowohl der kongolesische Präsident Félix Tshisekedi als auch Ruandas Staatschef Paul Kagame teilnehmen.

Die Teilnahme an einem virtuellen Gipfel der EAC zur Lage im Ostkongo in der vergangenen Woche hatte Tshisekedi abgesagt. Die in Zentralafrika gelegene Demokratische Republik Kongo gehört sowohl der Ostafrikanischen Staatengemeinschaft als auch dem regionalen Staatenbund SADC an.