Göttingen, Hildesheim (epd). Mehrere Tausend Menschen sind nach Angaben der Polizei am Samstag in Göttingen und Hildesheim gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. Anlass war in Göttingen eine Kundgebung von „Querdenkern“, an der sich rund 140 Personen beteiligten, wie die Polizei mitteilte. Dort nannte die Polizei 5.000 Teilnehmer, die Veranstalter sprachen von 10.000. In Hildesheim demonstrierten nach ersten Schätzungen der Polizei rund 8.000 Menschen. Auch in weiteren Städten wie Braunschweig und Oldenburg sollte es Proteste geben.
Zu der Demonstration in Göttingen hatte das Bündnis gegen Rechts sowie zahlreiche Initiativen, Kirchen, Gewerkschaften und Parteien aufgerufen. Am späten Nachmittag kam es dort zu Auseinandersetzungen zwischen Gegendemonstranten und Polizisten.
Die Veranstaltung der „Querdenker“ war unter dem Motto „Politik gegen das Volk?“ und „Neuwahlen, die Chance zur Veränderung?“ in den sozialen Medien beworben worden. Die Veranstalter aus der Querdenker-Szene hatten nach eigenen Angaben mit rund 2.000 Teilnehmern gerechnet und eine stationäre Kundgebung am Bahnhof, einen Demonstrationszug durch die Stadt sowie am Abend einen Autokonvoi angekündigt.
Nach Ansicht des Bündnisses gegen Rechts verbreiten die „Querdenker“ Verschwörungstheorien und „anti-semitische Erzählungen“. Zum Spektrum der Szene zählten auch organisierte Rechtsextremisten wie etwa die Partei „Freie Sachsen“.
Die Proteste gegen die „Querdenker“ begannen am Samstag mit einer Kundgebung in Sichtweite des Bahnhofs. Mehrere Redner verurteilten dabei auch das gemeinsame Abstimmen von CDU/CSU, AfD, FDP und BSW bei den Anträgen über Asylrechtsverschärfungen im Bundestag in dieser Woche.
Am Nachmittag blockierten Aktivisten mehrmals die Demonstrationsroute der „Querdenker“, der Demo-Zug wurde immer wieder gestoppt. Polizisten räumten die Blockaden und setzten dabei nach Augenzeugenberichten auch Schlagstöcke ein. Mehrere Menschen wurden dabei nach Angaben des Bündnisses gegen Rechts verletzt.
Die Polizei berichtete, Einsatzkräfte würden mit Pyrotechnik, Flaschen sowie Eiern beworfen. Auch Mülltonnen seien in Brand gesteckt worden. Um die Situation zu beruhigen und die Sicherheit aller zu gewährleisten, wurde die Reiterstaffel zur Unterstützung eingesetzt.
In Hildesheim hatte ebenfalls das Bündnis gegen Rechts zu der Demonstration aufgerufen. Der Zusammenschluss unterschiedlicher Gruppen, Gewerkschaften, Vereine, Parteien und Kirchengemeinden wollte nach eigenen Aussagen vor der Bundestagswahl ein Zeichen gegen rechte Tendenzen in der Politik setzen.
Während der Kundgebung wies der stellvertretende Hildesheimer Superintendent Lutz Krügener auf die klare Position beider Kirchen für die Achtung der Menschenwürde hin. Sie hätten auch das gemeinsame Abstimmen von CDU und AfD für eine Verschärfung der Asylpolitik deutlich kritisiert. Krügener forderte die Zuhörenden auf, sich „nicht die falschen Debatten aufzwingen zu lassen“, sondern sich für Klimaschutz, Bildungsgerechtigkeit, eine soziale Wirtschaft und gegen Hunger und Unrecht einzusetzen.