Hamburg (epd). Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen kritisiert die politischen Reaktionen nach dem Messerangriff mit zwei Toten in Aschaffenburg. Der Verband mahnte am Mittwoch in Hamburg eine faktenbasierte Debattenkultur an und forderte, „keine vorschnellen Zusammenhänge herzustellen, die zur Stigmatisierung und Ausgrenzung von Geflüchteten und psychisch Erkrankten führen“.
Es werde ein direkter Zusammenhang einer erhöhten Neigung zu Straftaten mit der Nationalität eines Menschen oder mit einer potenziellen psychischen Erkrankung behauptet, hieß es weiter. Eine Stigmatisierung von Geflüchteten und psychisch Erkrankten leiste aber keinen Beitrag zur Eindämmung von Gewalttaten.
Eine angemessene Behandlung könne psychische Erkrankungen stabilisieren und Gefahren abwenden, sagte Susanne Berwanger, die Vizepräsidentin des Verbands. Doch genau hier zeigten sich strukturelle Schwächen des Systems. Die Versorgung psychisch Erkrankter in Deutschland müsse sich verbessern.
Vorschläge wie jene des CDU-Generalsekretärs Carsten Linnemann nach einem Register für psychisch kranke Gewalttäter erschwerten hingegen die Arbeit von Psychologinnen und Psychologen, hieß es weiter. Es könne paradoxerweise dazu führen, dass psychisch Erkrankte den Weg in eine Therapie mieden.
Am 22. Januar hatte ein Mann in Aschaffenburg einen zweijährigen Jungen und einen 41-jährigen Mann getötet sowie drei andere Personen verletzt. Tatverdächtig ist ein vermutlich psychisch kranker, ausreisepflichtiger Afghane.