Speyer (epd). Der Speyerer katholische Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat mit Blick auf die Bundestagswahl am 23. Februar die Menschen dazu aufgerufen, für Menschenwürde und Demokratie einzustehen. „Wir appellieren an alle Wählerinnen und Wähler, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und mit ihrer Stimme dafür zu sorgen, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung unseres Staates gewahrt bleibt“, sagte Wiesemann am Mittwoch bei der Jahrespressekonferenz des Bistums in Speyer.
Der Bischof kritisierte die aktuelle Migrationsdebatte in Deutschland scharf. Ein ausnahmsloses Abweisen von Asylbewerbern an den Grenzen, wie es die CDU fordere, widerspreche internationalem Recht und dem christlichen Menschenbild. Eine sachliche Diskussion sei auch im Umgang mit den tödlichen Angriffen von psychisch kranken Zuwanderern in Aschaffenburg und Magdeburg nötig.
Wiesemann mahnte, die „Brandmauer“ zu extremen Parteien dürfe nicht fallen. Mit großer Sorge beobachte er, wie vor allem die AfD grundlegende Werte des gesellschaftlichen Zusammenlebens und der Demokratie infrage gestellt würden. Er verwies auf die Einstufung der Partei als gesichert rechtsextrem in mehreren Bundesländern.
Die positive Gestaltungskraft der Demokratie sei auch der Kern des christlichen Glaubens, unterstrich der Bischof. Trotz schwindenden Einflusses werde die Kirche als Kraftquelle gebraucht, wie der wachsende Bedarf an Seelsorge und Beistand zeige.
Generalvikar Markus Magin kündigte für den 8. Mai die Veröffentlichung des ersten Teils einer Aufarbeitungsstudie zu sexuellem Missbrauch im Bistum Speyer an. Bislang habe die Diözese insgesamt 3,4 Millionen Euro an 94 Betroffene von Missbrauch als Anerkennungsleistungen für erlittenes Leid gezahlt, durchschnittlich rund 35.500 Euro pro Kopf. Derzeit zählt das Bistum rund 465.000 Kirchenmitglieder.