Bundespräsident gedenkt des Anschlags vor fünf Jahren in Hanau

Bundespräsident gedenkt des Anschlags vor fünf Jahren in Hanau
Am 19. Februar 2020 erschoss ein Hanauer aus rassistischen Gründen neun Menschen aus Einwandererfamilien, danach tötete er seine Mutter und sich selbst. Beim Gedenken fünf Jahre danach hält der Bundespräsident die Hauptrede.

Hanau (epd). Am fünften Jahrestag des Anschlags in Hanau am 19. Februar gedenken die Stadt und das Land Hessen der neun aus rassistischen Motiven ermordeten Menschen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier werde die Hauptrede in der Veranstaltung ab 12 Uhr im Congress Park Hanau halten, teilte die Kommune am Dienstag mit. Unter dem Motto „Gemeinsam gedenken für Zusammenhalt und Zukunft“ würden auch Angehörige der Opfer sprechen und Lesungen halten.

„Die Opfer und der Tag des Attentats in Hanau dürfen niemals in Vergessenheit geraten. Sie sind uns Mahnung, gemeinsam für Demokratie und Zusammenhalt einzustehen und uns entschieden gegen Rassismus, Extremismus, Hass und Hetze zu positionieren“, sagte Oberbürgermeister Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) wird nach Darstellung der Stadt die Begrüßung und Kaminsky das Schlusswort halten. Auch die aus Hessen stammende Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) habe ihr Kommen zugesagt.

Neben dem Gedenken gehe es bei der Veranstaltung auch um den Blick in die Zukunft. Ein Beispiel gebe die beteiligte Mutter eines Opfers, Serpil Temiz Unvar. Sie habe die nach ihrem Sohn benannte Bildungsinitiative Ferhat Unvar gegründet und schule Jugendliche darin, Workshops zur Sensibilisierung gegen Diskriminierung und für Zivilcourage abzuhalten, sagte Kaminsky.

Darüber hinaus hat die Stadt nach den Worten des Oberbürgermeisters begonnen, ein „Haus für Demokratie und Vielfalt“ einzurichten, das ein „Haus der Begegnung für alle“ werden und den Zusammenhalt fördern solle. Zudem hat die Stadtverordnetenversammlung am Montagabend beschlossen, auf dem Vorplatz, der bis zum nächsten Jahr umgestaltet werden soll, mit dem neuen Namen „Platz des 19. Februar“ das Mahnmal für die neun Ermordeten zu errichten.

Am Abend des 19. Februars wird zwischen 20 und 23 Uhr der Opfer des Anschlags an den beiden Tatorten gedacht. Die „Initiative 19. Februar Hanau“ wird nach eigenen Angaben dort Mahnwachen abhalten. Im Namen von Stadt, Land und Bund werden an den Grabstätten in Hanau, Offenbach, Bulgarien, Rumänien und in der Türkei Blumen- und Kranzniederlegungen organisiert.

Auch die Kirchen beteiligen sich an dem Gedenken. Der evangelische Gedenkgottesdienst findet am Sonntag, 16. Februar, um 10.30 Uhr in der Marienkirche statt. Beteiligt sind nach Angaben von Dekan Martin Lückhoff unter anderen die kurhessische Bischöfin Beate Hofmann und Serpil Temiz Unvar. Am Montag, 17. Februar, lädt die evangelische Kirche abends zu einem öffentlichen Podiumsgespräch in die Marienkirche ein. Zum Thema „Schuld - Vergebung - Versöhnung“ diskutieren unter anderen die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, und der bei dem Anschlag verletzte Said Etris Hashemi.

Die katholische Kirche wird am 19. Februar nach Angaben von Dechant Andreas Weber die St. Elisabethkirche und die Stadtpfarrkirche Mariae Namen den ganzen Tag zum persönlichen Gedenken öffnen und in den Eucharistiefeiern der Opfer gedenken. Zusammen mit der Wallonisch-Niederländischen Kirche und der Jüdischen Gemeinde Hanau wird die Katholische Kirche am Anschlagstag um 19 Uhr in St. Elisabeth eine gemeinsame religiöse Gedenkfeier mit der Bitte um Frieden, Versöhnung und Akzeptanz begehen.