Berlin (epd). Die Betroffeninitiative „Eckiger Tisch“ hat an die Veröffentlichung des katholischen Missbrauchsskandals vor 15 Jahren erinnert. Noch immer seien Betroffene nicht ausreichend entschädigt „und die Aufarbeitung ist längst nicht zu Ende“, erklärte die Initiative am Dienstag in Berlin. Die Kirche müsse in Schmerzensgeldprozessen auf die Einrede der Verjährung verzichten. Diese Forderung werde laut einer Umfrage auch von der Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland gestützt.
Vor 15 Jahren hatte der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in Deutschland seinen Anfang genommen: Am 19. Januar 2010 machte der damalige Direktor des Berliner Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes, einen Brief öffentlich, in dem er ehemalige Schüler seiner Schule und mögliche Betroffene sexualisierter Gewalt aufforderte, sich zu melden. Zuvor hatten drei ehemalige Schüler des Kollegs ihn über Missbrauch in den 70er und 80er Jahren in der Schule informiert. Am 28. Januar berichtete die „Berliner Morgenpost“ über den Mertes-Brief.
Laut Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Pollytix verurteile die Mehrheit der Gesamtbevölkerung (87 Prozent) sowie der Katholiken (81 Prozent), dass Bischöfe sich auf die Einrede der Verjährung berufen. Die Einrede ist ein juristisches Instrument, um die Durchsetzung von Rechtsansprüchen zeitlich zu begrenzen.