Zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar rufen die Kirchen in Deutschland zu Wachsamkeit gegen Menschenfeindlichkeit auf. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, erinnert daran, jeder Form von Antisemitismus, Antisemitismus und Ausgrenzung entgegenzutreten. "Die Trauer um die Millionen ermordeten Menschen, um zerstörte Leben und Lebensentwürfe ist für uns immer auch verbunden mit dem entschiedenen ‚Nie wieder‘", so die Ratsvorsitzende.
"Auch die Kirchen hätten damals mutiger widerstehen, klarer widersprechen und inständiger beten müssen. Heute gedenken, erinnern und vergegenwärtigen wir, damit die unglaublichen Verbrechen und die Bestialität des Regimes niemals vergessen und verschwiegen oder verharmlost werden", so Fehrs. EKD-Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich unterstreicht: "Das Erinnern an den Holocaust ist schmerzhaft. Auch deshalb, weil die christlichen Kirchen dem Faschismus der Nazis nur in Ausnahmefällen widerständig entgegengestanden haben." Nur wenige seien "dem Rad selbst in die Speichen gefallen", wie Dietrich Bonhoeffer es als seine Pflicht gesehen habe.
Bischöfin Fehrs und Präses Heinrich bekräftigen erneut die klare Haltung der EKD, dass christlicher Glaube und Antisemitismus unvereinbar sind, und Antisemitismus eine Form der Gotteslästerung ist. Die evangelisch-reformierte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden sagt, der Gedenktag erinnere an Auschwitz und die Judenvernichtung und die Befreiung durch russische Soldaten vor 80 Jahren. "Der Gedenktag führt aber auch vor Augen, wie sich rechte Gedanken in der deutschen Bevölkerung breit gemacht haben, damals wie heute."
Sätze wie: "Die sollen alle arbeiten und uns anständigen Leuten nicht auf der Tasche liegen", könnten in Deutschland 1933 ebenso gefallen sein wie in der aktuellen Zeit. Nicht nur rechte Politiker und Stiefelträger redeten so. "Die Gefahr lauert oft in der scheinbaren Harmlosigkeit, wo man so gern und so leicht weghört", mahnt Bei der Wieden. Der Limburger Bischof Bätzing erklärt in einer Pressemitteilung, in Teilen der Öffentlichkeit und der sozialen Medien sei die Erinnerung an Auschwitz verblasst. Es herrsche eine Rhetorik der Verachtung gegenüber Minderheiten und Andersdenkenden, es würden Falschinformationen und Lügen verbreitet.
Bätzing nannte es "zutiefst beschämend, dass auch 80 Jahre nach Auschwitz Jüdinnen und Juden unter antisemitischen Vorurteilen und Angriffen leiden müssen". Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 habe der Antisemitismus deutlich zugenommen. Man dürfe sich nicht daran gewöhnen, dass jüdisches Leben nur unter Polizeischutz stattfinden könne. Der 27. Januar ist seit 2005 internationaler Holocaust-Gedenktag. Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das NS-Vernichtungslager Auschwitz. In diesem Jahr jährt sich die Befreiung zum 80. Mal.