Buchtipps zum Thema Demokratie

Jugendliche stehen im Kreis mit Büchern
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Das Evangelische Literaturportal empfiehlt diesmal Titel, mit denen sich Jugendliche über das Thema Demokratie informieren können.
Blick in die Literatur
Buchtipps zum Thema Demokratie
Es gilt mehr denn je sich zu informieren, über den Tellerrand zu schauen und auch schon jungen Menschen den Wert von Grundgesetz und Co. zu verdeutlichen. Das Evangelische Literaturportal empfiehlt diese Woche Bücher für junge und erwachsene Leser:innen, die Orientierung sein können, auch in Bezug auf die bevorstehenden Bundestagswahlen. Denn die Lektüre richtungsweisender Bücher ist immer ein Schritt in Richtung Freiheit, persönlich wie politisch.

Wir haben die Macht

Ulrich Wickert: Wir haben die Macht.

Ein Handbuch für junge Menschen, die sich für Demokratie, Toleranz, Gerechtigkeit und Naturschutz engagieren wollen.

In unserem Leben gibt es nur wenige Bereiche im Miteinander, die nichts mit Politik zu tun haben. Umso wichtiger ist es, sich bereits in jungen Jahren über Politik zu informieren und sich zu engagieren. Vorliegendes Buch bietet eine bunte Mischung aus Erklärungen, Informationen, Zitaten und Gastbeiträgen und ist mit Comics, Fotos und Zeichnungen reich illustriert. Wie ist unser Grundgesetz entstanden? Wieviel Freiraum gewährt unsere Demokratie im Miteinander, wo verschiedene Interessen, Religionen und Ansichten aufeinanderprallen? Wie kann ich mit Hilfe von Toleranz und Solidarität Brücken zwischen Andersdenkenden bauen? Was bringen Demonstrationen und Streiks? Wie kann ich meiner Meinung Gehör verschaffen, mich tatsächlich einmischen und mich nicht machtlos fühlen? Welche Initiativen, Organisationen und Internet-Quellen sind Faktenchecker, bei denen ich herausfinden kann, was wahr ist? Das informative Buch schließt mit einem Glossar zum Nachschlagen der wichtigsten Begriffe. 
Ein empfehlenswertes Buch, das sich modern und aktuell mit Politik beschäftigt und Lust auf gesellschaftliches Engagement macht.
Heike Nickel-Berg 

Wickert, Ulrich: Wir haben die Macht. Handbuch fürs Einmischen in Politik und Gesellschaft. Ulrich Wickert. Mit Beiträgen von Emily Vontz, Olaf Scholz u.a. Hamburg: Carlsen 2024. 124 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-551-25155-8, geb.: 16,00 €

 

Jede*r hat das Recht

Christine Olderdissen: Jede*r hat das Recht.

Geschichte und Fakten zum Grundgesetz, das 1948 anstelle einer Verfassung im geteilten Deutschland verabschiedet wurde.

Als 1948 anstelle einer Verfassung das Grundgesetz verabschiedet wurde, begann eine Erfolgsgeschichte der Menschenrechte im geteilten Deutschland, die auch als Muster für andere Verfassungen diente. Was ist eigentlich das Grundgesetz? Wie ist es entstanden? Wie zeitgemäß ist es? Wieso gibt es Grundrechte und Menschenrechte? Wer schützt das Grundgesetz? Was bedeutet es für dein Leben? Beleuchtet werden Fragen wie z. B.: "Mein Zimmer, mein Reich", das Recht auf Privatsphäre oder was ist Familie? Ein drittes Kapitel behandelt den Wortlaut der Grundrechte und was sie bedeuten. - Eine ansprechende Einführung in dieses grundlegende Thema, zu dem es noch wenig Literatur gibt. Das Autorenduo von Mutter und Tochter weist auf die Wichtigkeit der Grundrechte hin und verpackt den trockenen Stoff in gut lesbare Häppchen, sowohl drucktechnisch als auch inhaltlich. Der Titel zum 75jährigen Jubiläum ist wichtig, um die Demokratie in Deutschland zu verstehen. Für Jugendliche ab 12 geeignet.
Bärbel McWilliams 

Olderdissen, Christine: Jede*r hat das Recht. Fälle, Fakten und Gedanken zum Grundgesetz. Christine u. Milla Olderdissen. Stuttgart: Gabriel 2023. 189 S. : Ill. ; 25 cm. ISBN 978-3-522-30638-6, geb.: 15,00 €

 

Demokratie braucht Religion

Hartmut Rosa: Demokratie braucht Religion.

Für ethisch Suchende, Ghandi-Enthusiasten und solche, die es werden wollen; auch in Auszügen.

Religion wie Kirche ist – allen Beschwichtigungsversuchen zum Trotz – nicht gerade in. Gott, ein nichtweltliches Wesen, Leben jenseits der Todesgrenze – das alles verfängt nicht mehr. Umso bemerkenswerter, dass ein Soziologe mit Unterstützung eines bekannten Politikers (Gregor Gysi schreibt das Vorwort), geradezu für die Relevanz von Religion(en) in der Gegenwart wirbt. Das schmale Bändchen, das auf einem Vortrag beim Würzburger Diözesanempfang basiert, hat durchaus für Aufregung gesorgt. Für Rosa ist Religion erforderlich, um den Steigerungszwang (Wirtschaftswachstum, Selbstoptimierung, etc.) moderner Gesellschaften zu durchbrechen. Religion und ihre Praktiken wie Quellen spiritueller Mystik oder Weisheit stiften hierzu einen heilsamen Gegenimpuls. In der Tat bietet Rosa wichtige Anregungen über die Brisanz der Religion für die Demokratie. Als Theologe ist mir das jedoch zu wenig, denn Religion ist auch Zusage von Hoffnung, Trost im Leiden und Empfang des Segens. 
Ein leidenschaftliches Plädoyer für einen kontemplativen Religionsbegriff. 
Oliver Georg Hartmann 

Rosa, Hartmut: Demokratie braucht Religion. Über ein eigentümliches Resonanzverhältnis; basierend auf einem Vortrag beim Würzburger Diözesanempfang 2022. Hartmut Rosa. Mit einem Vorwort von Gregor Gysi. München: Kösel 2024. 74 S. ; 19 cm. ISBN 978-3-466-37303-1, geb.: 12,00 €

 

Zwischen Hass und Haltung

Derviş Hızarcı: Zwischen Hass und Haltung.

Wie kann es unserer Migrationsgesellschaft gelingen, in demokratischem Diskurs die uns verbindenden Werte zu leben?

Eine Gebrauchsanweisung für eine funktionierende Migrationsgesellschaft, die andere Kulturen begreift wertschätzt und Vielfalt lebt, entwirft Dervis Hizarci, Vorstandsvorsitzender der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus, aus seinen profunden Kenntnissen und Erfahrungen in interkultureller und interreligiöser Bildungsarbeit. Die Terroranschläge des 11. September 2001 und des 7. Oktober 2023 stellen für ihn eine Zäsur dar, in der die deutsche Mehrheitsgesellschaft Muslime kollektiv zu antisemitischen Staatsfeinden erklärt hat. Eine solch rassistische und stigmatisierende Ausgrenzung befördere eine Radikalisierung und gefährde unsere Demokratie. Nur durch eine kontinuierliche antisemitismuskritische Bildungsarbeit, die Antisemitismus als gesamtgesellschaftliches Problem begreife und eine lebendige Erinnerungskultur als unverzichtbares Element deutscher Staatsräson einschließe, sei es möglich, gesellschaftliche Vielfalt und Toleranz auf der Basis unseres Grundgesetzes zu leben.
Für politisch Interessierte: Vielfältige Impulse zum Umgang mit alltäglichem Antisemitismus und Rassismus aus der Perspektive eines migrantisch gelesenen muslimischen Pädagogen.
Christine Heymer 

Hızarcı, Derviş: Zwischen Hass und Haltung. Was wir als Migrationsgesellschaft lernen müssen. Derviş Hızarcı. Berlin: Suhrkamp 2024. 158 S. ; 22 cm. 
ISBN 978-3-518-47447-1, geb.: 18,00 €