Starke Unterschiede zwischen Branchen bei Inflationsausgleichsprämie

Starke Unterschiede zwischen Branchen bei Inflationsausgleichsprämie
Mehr als acht von zehn Tarifbeschäftigten in Deutschland haben von Oktober 2022 bis Dezember 2024 eine Inflationsausgleichsprämie erhalten. Die jeweilige Höhe variierte dabei je nach Branche.

Wiesbaden (epd). Die große Mehrheit der Tarifbeschäftigten in Deutschland hat eine Inflationsausgleichsprämie erhalten. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte, gingen zwischen Oktober 2022 und Dezember 2024 solche Zahlungen an 86,3 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Tarifverträgen. Die durchschnittliche Höhe lag bei 2.680 Euro pro Person. Der Leiter des Tarifarchivs der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, Thorsten Schulten, erklärte, die Prämien hätten vielen geholfen, angesichts hoher Preissteigerungen über die Runden zu kommen, doch sei dieser Effekt nur kurzfristig.

Bei der Inflationsausgleichsprämie handelte es sich um eine steuerfreie Sonderzahlung von bis zu 3.000 Euro, die je nach Tarifvereinbarung als Gesamtbetrag oder gestaffelt in Teilbeträgen an die Beschäftigten ausgezahlt werden konnte. Die Steuerfreiheit dieser Sonderzahlung war eine Maßnahme des dritten Entlastungspakets der Bundesregierung zur Milderung der Folgen der Energiekrise.

Die Angaben des Statistischen Bundesamts basierten auf der amtseigenen Tarifdatenbank, in der Entgelttarifverträge und Betriebsvereinbarungen erfasst sind. Zwischen den einzelnen Branchen gab es den Angaben zufolge deutliche Unterschiede. Die niedrigsten Prämien seien im Baugewerbe mit durchschnittlich 1.103 Euro sowie im Handel mit durchschnittlich 1.419 Euro gezahlt worden, die höchsten in den Bereichen Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung sowie Erziehung und Unterricht mit jeweils 3.000 Euro.

Unterschiede zwischen den Branchen gab es auch bei der Frage, ob überhaupt Inflationsausgleichsprämien gezahlt wurden. Einen tariflichen Anspruch für alle Beschäftigten gab es demzufolge im Wirtschaftsabschnitt Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung. Auch in den Bereichen Erziehung und Unterricht (99,3 Prozent), Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden (98,3 Prozent) und Verarbeitendes Gewerbe (97,7 Prozent) erhielten besonders viele Beschäftigte eine Zahlung. Den geringsten Anteil wiesen das Gastgewerbe (11,6 Prozent) und der Bereich der Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen (12,2 Prozent) auf.

Tarifexperte Schulten nannte die Ausgleichsprämien „ein zweischneidiges Schwert“. Da sie in diesem Jahr entfielen, hätten Beschäftigte im Schnitt erst einmal weniger in der Tasche. Dies müsse durch laufende Lohnerhöhungen kompensiert werden.