Buchtipps zum Frieden und dessen Bewahrung

Stuhl vor buntem Tisch mit Peace Zeichen und Büchern
Getty Images/iStoclphoto/clu
Das Evangelische Literaturportal hat zum Thema Kriegsende Buchempfehlungen für Kinder und Jugendliche zusammengetragen.
80 Jahre Kriegsende
Buchtipps zum Frieden und dessen Bewahrung
In diesem Jahr jährt sich das Ende des 2. Weltkriegs zum 80. Mal. 2025 ist also ein wichtiges Jahr deutscher Erinnerungskultur. Es gilt aber nicht nur, sich an all das Leid zu erinnern und den Verstorbenen zu gedenken, sondern auch sich mit dem Gegenteil von Krieg zu beschäftigen.

Wie kann es Frieden geben, wie kann er erlernt und bewahrt werden? Das Evangelische Literaturportal empfiehlt deshalb besonders Kinder- und Jugendbücher, denn es gilt alten Hass der vorherigen Generationen abzulegen sowie Grundlagen des friedlichen Miteinanders zu lernen. Von Anfang an; für ein besseres Morgen.

Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin

15 Geschichten von Menschen, die sich gegen Krieg und Gewalt gestellt und damit vielen Menschen das Leben gerettet haben.

Diese mit dem bekannten Anti-Kriegszitat von Carl Sandburg titulierte Sammlung enthält Porträts von 15, zumeist unbekannten Menschen, die sich in Kriegssituationen für andere Menschen eingesetzt haben.  Zu diesen Menschen zählt der amerikanische Soldat Desmond Doss, der 1945 bei einer Schlacht mit den Japanern verletzten Soldaten das Leben gerettet hat. Ein anderes Beispiel ist der Fußballstar Didier Drogba, der sich für die Versöhnung verfeindeter Bevölkerungsgruppen in seinem Land, der Elfenbeinküste, eingesetzt hat. Wer weiß, dass sich 1971 die Beziehungen zwischen Amerika und China wieder normalisiert haben, nachdem die Tischtennisteams beider Länder aufeinander zugegangen sind? Vorgestellt wird auch die Autorenvereinigung P.E.N., die sich für verfolgte Schriftsteller und Journalisten engagiert.  Die einzelnen Porträts werden jeweils auf einer Doppelseite mit karikatur- und skizzenhaft gestalteten künstlerischen Zeichnungen, vorwiegend in Rot-, Grün- und Brauntönen, illustriert.
Die Sammlung kann in Gemeindegruppen viele Denkanstöße bieten und zu eigenem Engagement ermutigen. Für Jugendliche und Erwachsene. 
Anke Märk-Bürmann 

Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. 15 wahre Geschichten gegen Krieg, Gewalt und Machtmissbrauch. Heather Camlot. Ill. von Serge Bloch. Dt. von Fabienne Pfeiffer. Mit einem Vorwort von Cornelia Funke. Hamburg: Dressler 2020. 41 S. : überw. Ill. ; 25 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-7915-0170-3, geb.: 14,00 €

 

Wann ist endlich Frieden?

Kluge Antworten auf Kinderfragen zu Krieg und Frieden.

Mit diesem Kindersachbuch macht die Autorin Erziehenden ein Angebot, das sie kaum abschlagen können: mit Kindern ins Gespräch zu kommen über die großen Fragen rund um Krieg und Frieden - und das begleitet von einer erfahrenen Psychologin. Was könnte einem mehr Sicherheit geben? Mit der Frage "Was bedeutet Frieden?" startet das Buch, viele weitere folgen: Warum gibt es Krieg? Was ist ein:e Terrorist:in und warum macht er/sie das, was er/sie macht? Kann der Krieg auch zu uns kommen? Was hilft gegen die Angst davor? Was ist Flucht? Was tut eine Hilfsorganisation – und was kann ich persönlich tun? Und ganz aktuell: "Was ist, wenn zwei Kinder der sich bekämpfenden Länder auf dem Schulhof streiten?" Die Fragen werden kurz, überwiegend leicht verständlich, sachlich und klug beantwortet. Raffauf verzichtet auf stark vereinfachende Bilder und nimmt Kinder erkennbar ernst. Das ist erfrischend. Erwachsene Begleitung ist dennoch ein Muss beim Lesen. Nicht nur, weil unweigerlich Folgefragen aufkommen werden, sondern auch, weil man so beobachten kann, wie es den Kindern mit den Fragen (und vor allem den Antworten) geht, was sie besonders beunruhigt, was sie an Unterstützung brauchen.
Meiner Wahrnehmung nach bisher das gelungenste Sachbuch für Kinder zum Thema. Ab ca. 7 Jahren in Begleitung von Erwachsenen sehr gut einsetzbar. Wiebke Mandalka 

Wann ist endlich Frieden? Antworten auf Kinderfragen zu Krieg, Gewalt, Flucht und Versöhnung. Elisabeth Raffauf. Ill. von Günther Jakobs. Frankfurt am Main: Fischer Sauerländer 2023. 45 S. : überw. Ill. ; 31 cm. 
ISBN 978-3-7373-7213-8, geb.: 16,00 €

 

So geht's! Frieden für Kids erklärt

Informationen und Gesprächsimpulse rund um die Themen Frieden und Krieg, Streit und Versöhnung.

Wie entschuldigt man sich? - Was ist ein Rechtsstaat? - Berühmte Friedensverträge - Weltfrieden und Klima:  Das sind einige Beispiele für die 35 Themen, die auf je einer Doppelseite mit übersichtlichem Layout in geschlechtergerechter Sprache beleuchtet werden. Eine Begebenheit aus dem Leben der Strudels bzw. einzelner Familienmitglieder (Großeltern, Eltern und drei Kinder mit 19, 12 und 8 Jahren) bildet den Anknüpfungspunkt im Alltag. Manche Diskussionen werden auch durch Oksana und ihren Sohn Oleg angestoßen, die aus der Ukraine geflüchtet sind und zur Zeit bei Strudels wohnen. Hintergrundinfos, Vertiefung und Einordnung kommen dann einmal aus weiteren Gesprächen im Familienkreis, zum anderen finden sich in Extra-Kästen Erklärungen zu jeweils wichtigen Begriffen und Themen wie Toleranz, Waffengesetze oder NGOs. Insgesamt enthält das Buch viele Anregungen für weitere - friedliche - Diskussionen und vermittelt immer die Überzeugung: Alle können zum Frieden etwas beitragen.  
Für 10-13jährige, gut im schulischen Kontext verwendbar, auch als Grundlage für Referate.
Griet Petersen 

Paxmann, Christine: So geht´s! Frieden für Kids erklärt. Christine Paxmann u. Patrick Oelze. München: Dorling Kindersley 2023. 80 S. : Ill. ; 29 cm. 
ISBN 978-3-8310-4679-9, geb.: 16,95 €

 

Heul doch nicht, du lebst ja noch

Was bleibt, wenn der Krieg zu Ende ist?

Kirsten Boie beschreibt das Leben unmittelbar nach dem 2.Weltkrieg, zwischen Trümmern, Schwarzmarkt, Hunger, Angst und zaghaftem Neubeginn. Im Juni 1945 begegnen sich in Hamburg drei Jugendliche. So unterschiedlich sie sind, verbindet sie doch eine tiefe Verunsicherung und Einsamkeit.
Da ist Hermann, noch gefangen in der NS-Ideologie, der unter dem kriegsversehrten Vater leidet. Da ist Traute, in deren Zuhause eine Flüchtlingsfamilie einquartiert wurde. Nichts ist mehr wie es war. Und dann ist da Jacob, dessen jüdische Mutter noch im Februar deportiert wurde. Verängstigt im Versteck hat er noch nicht vom Kriegsende erfahren. Allen dreien hat der Krieg die Lebensperspektive geraubt. Es wird deutlich, dass - unabhängig von Schuldfragen - der Krieg nur Verlierer hinterlässt.
Die Autorin erzählt behutsam, liebevoll, ohne dabei Hartes auszusparen. Da sich am Ende für die Protagonisten doch Hoffnung auftut, ist dies Buch auch jüngeren Lesenden zuzumuten. Hilfreich ist das angefügte Glossar.
Eine wichtige Lektüre für Jugendliche ab 12 J. wie für Erwachsene, gerade in Zeiten erstarkender Nationalismen und näher rückenden Kriegslärms unbedingt zu empfehlen.
Birgit Schönfeld 

Boie, Kirsten: Heul doch nicht, du lebst ja noch. Kirsten Boie. Hamburg: Oetinger 2022. 192 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-7512-0163-6, geb.: 14,00 €

 

Dunkelnacht

Kriegsende in Penzberg (Oberbayern).

Die bekannte Kinder- und Jugendbuchautorin erzählt vom Ende des Zweiten Weltkriegs in Penzberg, einer oberbayrischen Kleinstadt. Während die Bewohner auf den Einmarsch der amerikanischen Truppen warten, bereiten sich die letzten überzeugten Nationalsozialisten auf den Kampfs des Werwolfs vor. Zusammen mit einem Regiment, das sich auf der Flucht in die imaginäre Alpenfestung befindet, terrorisieren die Nazis ihre Gegner, die eine friedliche Übergabe erreichen wollen. Die Folge sind 16 Ermordete am letzten Kriegstag.
Wie Boie in ihrem Nachwort festhält, beruhen große Teile der Erzählung auf den historischen Fakten. Lediglich die beiden Hauptfiguren, ein 14 und 15 Jahre altes Liebespaar, erfindet sie dazu. So schafft sie einen emotionalen Zugang für Jugendliche. Die zurückhaltend erzählte Geschichte beleuchtet eine wenig bekannte Episode und das Nachwort verfolgt diese bis in die Gegenwart. Der Anhang vermittelt weitere Informationen zum Thema.  
Ein gelungener Roman. Für Büchereien im weiteren Umfeld des Starnberger Sees und des Kochelsees ein Muss, aber auch darüber hinaus wärmstens empfohlen.
Peter Bräunlein 

Boie, Kirsten: Dunkelnacht. Kirsten Boie. Hamburg: Oetinger 2021. 127 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-7512-0053-0, geb.: 13,00 €

 

Altes Land

Auf einem Hof im Alten Land bei Hamburg finden 1945 Flüchtlinge aus Ostpreußen Unterschlupf. 
  
Am Anfang stehen sich die stolze Bäuerin Ida Eckhoff und die noch stolzere ostpreußische Sängerin Hildegard von Kamcke gegenüber. Einfach ist es nicht und auch Jahrzehnte und Generationen später, ist das Gefühl von Vertreibung, nicht ankommen können und der Frage nach Heimat noch gegenwärtig.  Ob es das Haus ist, was die Autorin flüstern und ächzen lässt oder die Menschen, die ihre Ängste und Erlebnisse, aber auch ihre Sehnsüchte mit sich herumtragen - alles wird gekonnt und einfühlsam erzählt. Hansen, die hier mit Bravour ihren Erstling vorlegt, ist in Nordfriesland geboren und heute - nach Stationen in Hamburg - im Alten Land zuhause. Schön auch die Passagen, in denen sie mit sanfter Ironie den Umgang von Stadt- und Landmenschen miteinander beschreibt. Lange klingt die Geschichte, die so viele Aspekte hat, nach - nur ungern legt man den Roman aus der Hand. 
Wunderbare Lektüre, gute Unterhaltung mit Tiefgang.
Bettina Wolf 

Hansen, Dörte: Altes Land. Roman. Dörte Hansen. München: Knaus 2015. 286 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-8135-0647-1, geb.: 19,99 €

 

Das Land, wo die Kanonen blühn

Eine Wiederentdeckung des kämpferischen Demokraten und Friedenskämpfers Erich Kästner.

Im Jubiläumsjahr 2024 - Erich Kästner wurde 1899 geboren und verstarb 1974 - legt der Atrium Verlag eine kleine Auswahl an Gedichten, Romanauszügen und politischen Stellungnahmen Kästners vor. Die vier Kapitel (Erfahrungen – Betrachtungen – Aufrufe – Utopien (und eine Dystopie)) lassen erkennen, wie stark das Engagement Kästners begründet war im eigenen Erleben von Militarismus, Obrigkeitsstaat und Faschismus – am 10. Mai 1933 musste Kästner in Berlin erleben, wie seine Bücher verbrannt wurden. Der überzeugte Demokrat und Pazifist stellte sich nach dem 2. Weltkrieg gegen die Wiederbewaffnung der BRD, kritisierte die zahllosen Nazis in höchsten Stellen, kämpfte gegen die Gefahr des Atomkriegs und gegen den Vietnamkrieg, und seine einzige Waffe dabei war das Wort. Die gelungene Zusammenstellung enthält auch eher unbekannte Schriften Kästners wie z.B. das erst 2023 wiederentdeckte Gedicht "Das posthistorische Zeitalter". Ein informatives Nachwort des Kästner-Experten Sven Hanuschek, in dem dieser den Pazifismus Erich Kästners erörtert, schließt den Band ab.
Allen, die den politischen Kästner entdecken möchten und allen, die den aktuellen Rufen nach "Kriegstüchtigkeit" etwas entgegenstellen wollen, sehr zu empfehlen. 
Erhard Reschke 

Kästner, Erich: Das Land, wo die Kanonen blühn. Gedichte und Prosa für den Frieden. Erich Kästner. Zürich: Atrium 2024. 94 S. ; 18 cm. 
ISBN 978-3-85535-186-2, geb.: 12,00 €

 

Den Frieden gewinnen - Die Gewalt verlernen

Ein beachtenswerter und differenzierender Beitrag zur Diskussion um den Frieden.

Der Frieden hat es nicht leicht. Die öffentliche Wahrnehmung wird von den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten bestimmt. Auch der Pazifismus in seiner Vielfalt muss sich angesichts der aufgebrochenen kriegerischen Gewalt neu orientieren. Es gelingt dem Autor gut mit einem kenntnisreichen Blick in die Geschichte die gegenwärtige Situation wie auch die politische Diskussion zu analysieren. Das Entsetzen über die Rückkehr des Krieges und die Enttäuschung über das Versagen aller Friedensbemühungen werden deutlich. Mit vielen Beispielen werden die Entstehung von Feindschaft und Gewalt skizziert und die zunehmende Militarisierung des öffentlichen Diskurses angeprangert. Die Widersprüchlichkeiten und Spannungen der verschiedenen Auffassungen werden ausgehalten und zugleich für eine Kultur des Friedens geworben. Und doch teilt der Autor letztlich die Ratlosigkeit mit seinen Leser:innen. Auch er kann keinen einfachen Weg zur Beendigung der Kriege und zum Frieden aufzeigen.
Für politisch interessierte Leser:innen, auch für Gesprächsgruppen, die sich mit den Fragen nach Krieg und Frieden befassen. 
Christopher Krieghoff 

Prantl, Heribert: Den Frieden gewinnen - Die Gewalt verlernen. Heribert Prantl. Unter Mitarbeit von Silke Niemeyer. München: Heyne 2024. 240 S. ; 21 cm. 
ISBN 978-3-453-21870-3, kt.: 20,00 €