Im Streit um die Organisation des Evangelischen Kirchentags 2027 in Düsseldorf haben Religionskritiker ihre Aktion gegen das kirchliche Laientreffen verteidigt. Mit dem von ihnen gegründeten Parallelverein "40. Deutscher Evangelischer Kirchentag Düsseldorf 2027" wollten sie die geplante Großveranstaltung nicht aktiv stören, sagte eine der Initiatorinnen, Ricarda Hinz, am Donnerstag in Düsseldorf. Mit ihren Mitstreitern plant sie ein Alternativprogramm für den Kirchentag 2027 - hat dafür aber keine Aussicht auf öffentliche Zuschüsse.
Hinz und mehrere Mitstreiter hatten bereits im Oktober parallel zum geplanten Trägerverein für den Kirchentag in Düsseldorf einen Verein mit identischem Namen beim Amtsgericht Fulda eintragen lassen. Die Initiatoren stehen in Verbindung zur religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung. Hinz gehört dem Beirat der Stiftung an. Sie hatte 2023 ein Bürgerbegehren gegen die öffentliche Finanzierung des Kirchentags angestrengt, das scheiterte.
Man akzeptiere zwar den Beschluss des Stadtrates, für die Durchführung des Kirchentags 2027 einen Zuschuss von 5,8 Millionen Euro bereitzustellen, wolle aber dazu beitragen, dass diese mit öffentlichen Mitteln getragene Veranstaltung im Sinne der Bürgerinnen und Bürger durchgeführt werde, erklärte Hinz. Die Stadt Düsseldorf verwies darauf, dass der neue Verein keine Chance auf die für den Kirchentag zugesagten Zuschüsse habe. Allein der Vereinsname sei keine Legitimation für die Mittel.
Hinz erklärte, die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass die traditionellen Kirchentagsvereine kein Konzept umsetzen könnten, in dem Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen und solche ohne Glaubensrichtung zusammenkämen. Beim Kirchentag 2023 in Nürnberg war einer der Gründer des Parallelvereins, Mario Ickert, bereits mit einem eigenen Infostand vertreten. Ickert ist Vorsitzender der satirischen "Kirche des fliegenden Spaghettimonsters".
Namensrechte verletzt
Der Kirchentag hat bereits rechtliche Schritte gegen die Religionskritiker eingeleitet. Weil die Dachorganisation des Kirchentags ihre Namensrechte verletzt sieht, hat sie ein Amtslöschungsverfahren gegen den Verein eingeleitet mit dem Ziel, ihn aus dem Vereinsregister löschen zu lassen.
Man sei im Vorfeld nicht über die geplante Vereinsgründung informiert worden, sagte der Sprecher des Evangelischen Kirchentags, Mario Zeißig. Unverständlich sei das Vorgehen auch deshalb, weil die Vertreter der religionskritischen Initiativen schon in der Vergangenheit zu den Kirchentagen eingeladen worden seien. Bislang habe es mit den kritischen Stimmen stets eine "gute Form des Miteinanders" gegeben, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Gründer des Parallelvereins wollen am Freitag zum Löschantrag beim Amtsgericht Fulda Stellung beziehen. Zuvor finde eine Mitgliederversammlung des Vereins statt. Man warte nun die Entscheidung ab, wie die Vereinsgründer mit dem Löschantrag umgehen wollen, sagte Kirchentagssprecher Zeißig. Über den Löschantrag entscheidet das Amtsgericht Fulda.
Der Kirchentag wurde 1949 als große Laienorganisation gegründet und ist von der Amtskirche unabhängig. Der Kirchentag ist mit seinen mehr als Hunderttausend Besuchern alle zwei Jahre in einer anderen deutschen Großstadt zu Gast, in diesem Jahr in Hannover.