Der Heidelberger Psychotherapeut und Buchautor Jörg Berger ("Die Anti-Erschöpfungsstrategie") hat drei ganz konkrete Tipps - und verrät, warum Durchhängen ab und zu sogar gut ist.
epd: Herr Berger, der Januar gehört laut Umfragen zu den unbeliebtesten Monaten…
Jörg Berger: Kein Wunder: Der Zauber von Weihnachten ist vorüber. Auf den Zauber des Frühlings müssen wir noch lange warten. Der Januar ist für viele eine trübe Zwischenzeit.
Warum fehlt in dieser Zeit so vielen Menschen jeglicher Antrieb?
Berger: Wir haben uns von den Rhythmen des Lebens unabhängig gemacht. Wenn es dunkel wird, schalten wir das Licht an. Was bei uns nicht wächst, kommt eben aus anderen Ländern herein. Das Gleiche erwarten wir von uns: Eine durchgängig gute Stimmung und einen immerwährenden Antrieb. Doch Rhythmen sind gesund. Im Durchhängen sammeln wir Kraft. Wir machen eine schöpferische Pause.
Welche drei konkreten Motivationstipps haben Sie als Psychotherapeut für jemanden, der dem Januar so gar nichts abgewinnen kann?
Berger: Kämpfen Sie nicht gegen die Rhythmen des Lebens an. Nehmen Sie es als Anlass zur Ruhe, wenn weniger Energie und Antrieb da sind. Fürchten Sie Ihre dunklen Stimmungen nicht. Das Leben nimmt uns auch mit, es fügt uns Enttäuschungen, Kränkungen und Verletzungen zu. Warum darf unsere Seele das nicht verarbeiten, wenn es mal ruhiger wird? Irgendwann bricht die Lebensfreude wieder durch.
Machen Sie es wie Fischer, die im Winter ihre Netze flicken, und wie Landwirte, die ihre Geräte pflegen: Räumen Sie auf, misten Sie aus, sprechen Sie einem lieben Menschen die fällige Entschuldigung aus, tauschen Sie ein defektes Gerät, lesen Sie das Buch, für das Sie noch keine Zeit gefunden haben.