Zwei Jahre nach einer Reform der Heimkosten haben die Eigenanteile in Pflegeheimen einen neuen Höchststand erreicht. Laut einer am Freitag in Berlin veröffentlichten Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK kostet Wohnen im Pflegeheim mittlerweile durchschnittlich mehr als 2.400 Euro Eigenanteil pro Monat. Experten rechnen mit weiterhin schnell steigenden Kosten. Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte eine Deckelung der Eigenanteile.
Wie der AOK-Bundesverband mitteilte, betrugen die Gesamtkosten für einen Heimplatz Ende des vergangenen Jahres 4.701 Euro. Davon zahlten die Pflegekassen im Schnitt 1.470 Euro, zusätzlich bekamen Bewohnerinnen und Bewohner durchschnittlich 807 Euro monatlich erstattet. Wer im Heim lebt, muss nach Auskunft der AOK für die Pflege im Schnitt 950 Euro zuzahlen, zudem 977 Euro für Unterkunft und Verpflegung sowie 497 Euro für Investitionskosten. Der durchschnittliche Eigenanteil stieg demnach um 7 Prozent auf 2.424 Euro, 2023 lag er noch bei 2.266 Euro, die Gesamtkosten für einen Heimplatz betrugen damals 4.297 Euro.
Seit 2022 zahlen die Pflegekassen Zuschüsse, die mit der Wohndauer steigen. Im ersten Jahr des Aufenthalts werden 5 Prozent übernommen, im zweiten Jahr 25 Prozent, im dritten Jahr 45 und danach 70 Prozent. Infolge dieser Reform waren die durchschnittlichen Eigenanteile kurzzeitig gesunken, von 2.234 Euro im Jahr 2021 auf 2.055 Euro im Jahr 2022.
Am höchsten war der durchschnittliche Eigenanteil im vergangenen Jahr den Angaben zufolge mit 2.764 Euro in Nordrhein-Westfalen. Am wenigsten mussten Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner in Sachsen-Anhalt zuzahlen, hier betrug der Eigenanteil im Schnitt 1.965 Euro. In Hamburg lag der Eigenanteil im Schnitt bei 2.307 Euro, in Schleswig-Holstein waren es 2.265 Euro und in Mecklenburg-Vorpommern 1.993 Euro.
Laut dem stellvertretenden Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, David Scheller-Kreinsen, ist der Trend zu steigenden Eigenanteilen ungebrochen. Laut Analyse des Instituts werden Ende dieses Jahres Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner im günstigsten Fall schon durchschnittlich mehr als 2.500 Euro zuzahlen müssen, im ungünstigsten Fall rund 2.750 Euro. 2029 könnten die monatlichen Eigenanteile demzufolge im Schnitt zwischen gut 3.000 und knapp 4.800 Euro liegen.
Brysch sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), eine Pflegereform müsse "endlich für eine zukunftssichere und generationengerechte Pflegefinanzierung sorgen". Neben der Deckelung der Eigenanteile müssten Hilfsbedürftige einen Versicherungszuschuss parallel zur Kostenentwicklung erhalten. Zudem müssten alle Bürgerinnen und Bürger ihren Beitrag zur Pflegeversicherung leisten. "Aber auch die Bundesländer sind in der Pflicht", sagte Brysch weiter. Sie müssten Ausbildungs- und Investitionskosten übernehmen.