Frankfurt a.M., Neu-Delhi (epd). 40 Jahre nach dem verheerenden Chemie-Unfall im indischen Bhopal haben die Behörden mit der Entsorgung von Hunderten Tonnen giftigen Abfalls begonnen. Ein Konvoi mit 40 Fahrzeugen sei am Mittwochabend mit 337 Tonnen Giftmüll von der Fabrik gestartet, die im Dezember 1984 explodiert war, berichtete die Zeitung „Times of India“ am Donnerstag. Ziel sei eine Entsorgungsanlage in der 230 Kilometer entfernten zentralindischen Stadt Pithampur. Lokale Arbeiter seien besorgt über mögliche Sicherheitsrisiken, während die Behörden versicherten, alle nötigen Maßnahmen ergriffen zu haben.
Am 3. Dezember 1984 waren bei Reinigungsarbeiten in der Union Carbide Fabrik 40 Tonnen hochgiftiges Methylisocyanat aus einem Lagertank ausgetreten. Teile der Anlage explodierten, das Gas zur Insektengiftherstellung breitete sich über weite Teile Bhopals aus, Tausende Menschen starben direkt nach dem Unfall und in den Jahren danach, weitere sind bis heute auf medizinische Hilfe angewiesen. Die Katastrophe gilt als das schwerste Chemieunglück der Geschichte.
Über die Jahrzehnte waren die Chemikalien auf dem seither leer stehenden Gelände in die Umwelt geraten, unter anderem in das Grundwasser. Zehntausende Menschen leben im Umfeld der ehemaligen Fabrik. Ein Gericht im Bundesstaat Madhya Pradesh hatte nach Jahren des Kampfes von Aktivisten und Überlebenden den Verantwortlichen Anfang Dezember eine vierwöchige Frist gesetzt, um den Giftmüll zu entsorgen.
Die spezielle Aufbereitung des Giftmülls werde drei bis neun Monate dauern, berichtete die „Times of India“ unter Berufung auf die zuständigen Behörden. Der Konvoi wurde laut „Times of India“ von 700 Sicherheitskräften und Rettungsfahrzeugen begleitet.
Gegen den Umzug des Abfalls nach Pithampur haben laut dem britischen Sender BBC Nachbarn der dortigen Entsorgungsanlage und Aktivisten protestiert, die um die Sicherheit der Menschen in dem Gebiet fürchten. Sie verwiesen darauf, dass 2015 probehalber eine kleine Menge des Bhopal-Giftmülls in der Anlage entsorgt worden sei und dabei Boden, Grundwasser und Trinkwasser kontaminiert wurde.