Frankfurt a.M., Buenos Aires (epd). Die argentinische Regierung hat die Gedenkstätte im Foltergefängnis Esma der Militärdiktatur geschlossen. Das Menschenrechtszentrum sei überraschend und mit sofortiger Wirkung geschlossen worden, berichtete die Zeitung „El Diario“ am Mittwoch (Ortszeit). Das Personal sei an Silvester über WhatsApp über die Schließung informiert worden.
Das „Centro Cultural Haroldo Conti“ in der früheren Technischen Schule der Marine (Esma) ist eine der landesweit wichtigsten Stätten zur Aufarbeitung der Militärdiktatur (1976-1983). In der Esma wurden in der Zeit schätzungsweise 5.000 Regimekritiker gefoltert und ermordet. Seit 2007 sind alle Gebäude als Gedenkstätte zugänglich.
In ihrer Mitteilung an die Angestellten sprach die Regierung demnach von einer Schließung der Gedenkstätte zwecks „interner Umstrukturierung“ und Neugestaltung des Programms. Fast allen Mitarbeitenden sei der Zugang zu den Gebäuden ab dem 2. Januar verwehrt, hieß es.
Die ultraliberale Regierung unter Präsident Javier Milei stellt den bisherigen Erinnerungskonsens über die Menschenrechtsverletzungen während der Militärdiktatur offen in Frage. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurden in der Zeit etwa 30.000 Menschen ermordet, viele von ihnen gelten bis heute als verschwunden. Die Regierung Milei hat das Narrativ der Militärs übernommen und rechtfertigt die Menschenrechtsverletzungen mit einem „offenen Konflikt“ mit „Opfern auf beiden Seiten“.
Im Dezember wurde zudem bekannt, dass das Justizministerium fast alle Mitarbeitenden des zuständigen Sekretariats für Menschenrechte entlassen will. Dagegen protestierten Menschenrechtsorganisationen unter anderem am Eingang der Esma. Die ehemalige Direktorin der Gedenkstätte, Lola Berthet, kritisierte die Schließung scharf. „Diese Regierung ist in jeder Hinsicht böse“, schrieb sie auf ihrem Instagram-Account. Der für die Gedenkstätte zuständige Justizminister Mariano Cúneo-Libarona äußerte sich zunächst nicht.