Mainz (epd). Der katholische Mainzer Bischof Peter Kohlgraf will der Politik nicht die Deutungshoheit über den viel verwendeten Begriff „Zeitenwende“ überlassen. Zurzeit werde das Wort im Wesentlichen so verstanden, als gehe es darum, „Menschen wieder kriegs- und verteidigungsfähig zu machen“, sagte er laut Predigttext am Dienstag in einem Gottesdienst zum Jahreswechsel im Mainzer Dom. Die wahre „Zeitenwende“ für die Menschheit sei jedoch die Geburt von Jesus Christus gewesen. Sie sei ein „Angebot des Friedens, das Gott den Menschen macht“.
Die Menschheit dürfe nicht hinnehmen, dass Waffen, Spaltung und Krieg die Welt dominierten. Stattdessen sei mit der Geburt Jesu der Auftrag verbunden, seine Zeitenwende zu gestalten und zu leben. „Ich bin dankbar für die Zeitenwende, die uns eine Perspektive und eine Vision zum Frieden vorlegt, die sich nicht mit der Kriegsfähigkeit abfindet“, erklärte Kohlgraf, der auch als Präsident der deutschen Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi amtiert.
Nach biblischem Verständnis sei die Zeit mehr als das „Ticken der Uhr“. Oft sei von den Zeichen der Zeit die Rede, die es zu erkennen gelte. „Zeit ist immer auch der Anspruch, zu erkennen, was jetzt getan werden muss, und es kann sein, dass eine bestimmte Chance nicht wiederkommt“, sagte der Bischof.