Die Kehrseite der Medaille an Silvester

Feuerwerk
Arthur Chauvineau/Unsplash
Ein großes Feuerwerk zu Silvester kann auch negative Folgen haben: Verletzte Menschen, verängstigte Tiere, Brandgefahren, Feinstaub und Müll.
Großes Feuerwerk zu Silvester
Die Kehrseite der Medaille an Silvester
Die meisten Menschen lieben das Feuerwerk zu Silvester. Doch es gibt eine Kehrseite des vergnüglichen Events: Verletzte Menschen, verängstigte Tiere, Brandgefahren, Feinstaub und Müll. Natur- und Tierschutzbund weisen auf die Gefahren hin, aber auch viele Ärzte.

Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) appelliert an die Bevölkerung, das traditionelle Silvesterfeuerwerk zu überdenken und alternative, umweltfreundlichere Wege zum Feiern zu wählen. Der Jahreswechsel bringe für viele Menschen Freude, doch für die Tiere und Umwelt habe das Böllern erhebliche negative Folgen, heißt es in einer Mitteilung der Naturschützer. Dieser Brauch verursache Verletzungen und Unmengen Müll, wirke sich negativ auf die Feinstaubbelastung aus und sei eine starke Belastung für Wildtiere in Städten und Siedlungen sowie an Waldrändern. 

Vögel würden von ihren Schlafplätzen aufgescheucht und stiegen hoch in die Luft, wobei sie ihre im Winter benötigten Energiereserven verbrauchten. Auch Familienverbände würden durch die Flucht auseinandergerissen, so die Mitteilung weiter. Winterschlaf haltende Wildtiere wie Igel verbrauchten viel mehr Energie, wenn sie aufgeschreckt werden. "Die hellen Blitze, der Lärm und der beißende Rauch bedeuten riesigen Stress für die Tiere", heißt es weiter. Mitglieder berichteten immer wieder von toten Tieren, die sie am Neujahrsmorgen und den darauffolgenden Tagen finden.

Nicht nur die Tiere in freier Wildbahn sind gefährdet, auch auf die Haustiere sollte man laut Deutschen Tierschutzbund achten. "Für viele Tiere ist die Knallerei eine Qual. Durch ihr sensibles Gehör hören sie die Geräusche sehr viel lauter und können diese nicht einordnen", heißt es. "Hunde, die in Panik geraten, können sich von der Leine losreißen und verirren", erklärte der Tierschutzbund. Katzen könnten vor ein Auto laufen oder sich verstecken, ohne wieder zurückzufinden. Viele Tiere liefen zudem kilometerweit weg. Jedes Jahr würden zahlreiche Tiere um die Silvestertage als vermisst gemeldet. Nicht alle davon könnten wiedergefunden werden, erklärte Moira Gerlach, Referentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund.

Haustiere an Silvester vor Lärm schützen

Der Verband empfiehlt Tierhaltern, ihre Katzen und Hunde grundsätzlich mit einem Transponder mit Mikrochip kennzeichnen zu lassen. Nur so könnten verloren gegangene Tiere ihrem Besitzer schnell und eindeutig zugeordnet werden. Spaziergänge mit Hund sollten - auch an den Tagen vor und nach Silvester - nur an der Leine stattfinden und zu den Zeiten, an denen wenig Feuerwerk zu erwarten ist. Katzen sollten am Silvestertag sicherheitshalber im Haus bleiben.

Auf Hamburgs Straßen wird es zum Jahreswechsel laut und am Himmel über der Stadt bunt. Doch nicht alle Feiernden verhalten sich beim Zünden von Feuerwerkskörpern ordentlich. Die Polizei Hamburg hat aus diesem Grund auch für das diesjährige Silvesterfest für den Bereich um die Binnenalster eine Allgemeinverfügung erlassen. Sie verbietet das Mitführen von Böllern und Raketen von 18 Uhr am Silvesterabend bis um 1 Uhr am Neujahrsmorgen. In der Vergangenheit habe es dort wiederholt "gefährliche und bedrohliche Situationen" gegeben.

Hamburg: Polizei verbietet Mitführen von Böllern

Besucherinnen, Besucher und Einsatzkräfte seien "teilweise gezielt mit pyrotechnischen Gegenständen beworfen" worden, schreibt die Polizei. "Dabei wurden zahlreiche Personen verletzt, darunter auch Kinder." Die Verfügung gilt auch für den Rathausmarkt. Einige Menschen verletzen sich beim Abbrennen von Feuerwerk auch selbst. Der Hamburger Zoll rät dazu, schon beim Kauf von Feuerwerkskörpern auf Sicherheit zu achten. Insbesondere kurz vor Silvester würden Feuerwerkskörper unbekannter Herkunft oder mit mangelnder Verarbeitung eingeführt und angeboten, deren Verwendung im schlimmsten Fall lebensgefährlich sein könnte. Wer selbst unerlaubte Feuerwerkskörper einführe, macht sich strafbar und müsse mit entsprechenden Konsequenzen rechnen.

Nabu: Böller können traumatisierend sein

Der Naturschutzbund (Nabu) Hamburg ruft hingegen zu einem generellen Verzicht auf privates Feuerwerk auf. Gerade in Zeiten von Krieg könne die Knallerei für viele Menschen traumatisierend sein. "Mit Blick auf die geopolitische Lage wäre es mehr als angebracht, diese Form der Feierlichkeiten zu überdenken", findet Siegert. Lautes Geknalle und Explosionen könnten "besonders bei Menschen, die aus Kriegsgebieten geflohen sind oder traumatische Erfahrungen gemacht haben, starke Belastungen und Angstzustände auslösen".

Ein anderes Problem von Feuerwerk ist Müll. Am Neujahrstag 2024 entfernten rund 70 Mitarbeitende der Stadtreinigung Hamburg etwa 14 Tonnen Silvestermüll von Gehwegen und Fahrbahnen an traditionellen Silvester-Treffpunkten wie den Landungsbrücken, dem Fischmarkt, der Reeperbahn und Fußgängerzonen in Harburg und Bergedorf. Neben Kartonagen und Böllermüll kamen dabei Glasscherben und Flaschen zusammen. Auch in einigen Grünanlagen entfernte die Stadtreinigung Böllerreste.

Mögliche Alternativen zum Feuerwerk: Die Diakonie Hamburg unterstützt auch in diesem Jahr die Spendenaktion "Brot statt Böller", zu der das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" seit über 40 Jahren traditionell zum Jahreswechsel aufruft. Wer weniger oder keine Feuerwerkskörper kauft, könne mit dem eingesparten Geld das Hilfswerk im Kampf gegen den Hunger auf der Welt unterstützen.