Rufe nach Verbot von privatem Silvester-Feuerwerk

Rufe nach Verbot von privatem Silvester-Feuerwerk
Die Ärzteschaft erinnerte an die Gefahren des Böllerns: Es sei erschreckend, "dass viele Kinder und Jugendliche zu Opfern werden". In Magdeburg rief die OB zum Verzicht auf die Knallerei auf - nach dem Anschlag gebe es keinen Grund zum Feiern.

Berlin (epd). Kurz vor dem Jahreswechsel hat die Bundesärztekammer noch einmal ein Verbot von privatem Silvester-Feuerwerk gefordert. „Bleibt die Politik weiter untätig, trägt sie mit dazu bei, dass sich Jahr für Jahr tausende Menschen durch Silvester-Feuerwerk verletzen und mitunter Ärztinnen und Ärzte, Rettungs- und Ordnungskräfte mit Knallkörpern bedroht oder tätlich angegriffen werden“, erklärte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, zum Verkaufsstart von Feuerwerkskörpern am Samstag. Auch die Gewerkschaft der Polizei sprach sich für ein flächendeckendes Böllerverbot aus.

Reinhardt sagte: „Niemand möchte den Menschen die Möglichkeit nehmen, Silvester ausgelassen zu feiern.“ Er verwies auf Alternativen wie zentral organisierte Feuerwerke oder Drohnen- und Lasershows. Doch ein fahrlässiger und alkoholisiert beeinträchtigter Umgang mit Böllern und Raketen führe zu teils schweren Verletzungen und belaste die ohnehin hoch frequentierten Notaufnahmen der Kliniken.

„Gerade Verletzungen an Augen und Ohren häufen sich in der Silvesternacht. Besonders erschreckend ist, dass viele Kinder und Jugendliche zu Opfern werden“, mahnte Reinhardt: „Auch leiden Menschen mit Atemwegserkrankungen, Schwangere und Menschen mit (Kriegs-)Traumata unter dem Lärm, den Explosionen und der Umweltverschmutzung durch die Feuerwerkskörper.“ Zudem erinnerte er an die Folgen der Knallerei für Tiere. Ein privates Böllerverbot fordern auch Umwelt- und Tierschutzorganisationen.

Der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Berlin, Benjamin Jendro, sagte dem Portal „watson“: „Ein flächendeckendes Böllerverbot in Deutschland durchzubekommen wird schwer, aber wir kämpfen dafür.“ Er betonte: „Was heute an Feuerwerk auf den Straßen unterwegs ist, ist nicht nur viel mehr als vor 10, 20 Jahren - vor allem ist es gefährlicher.“

Die Magdeburger Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) rief derweil die Bürgerinnen und Bürger der Stadt dazu auf, zum Jahreswechsel auf das Abbrennen von Feuerwerk zu verzichten. „Es gibt in der Landeshauptstadt keinen Grund zum Feiern und damit auch keinen Anlass für ein Silvesterfeuerwerk“, erklärte sie unter Verweis auf den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt.

Zudem wären Unfälle mit verletzten Personen eine zusätzliche Belastung für die Krankenhäuser. Das medizinische Personal habe in den vergangenen Tagen unter höchster Belastung gearbeitet und eine Pause verdient, betonte Borris am Freitagabend.

Eine epd-Umfrage im Dezember ergab, dass einige Kommunen sich mehr Befugnisse wünschen, um das Böllern zum Jahreswechsel in geordnete Bahnen zu lenken. Großstädte wie Köln, Hamburg, München oder Stuttgart haben temporäre Verbotszonen ausgewiesen. Der Deutsche Städtetag fordert eine Ermächtigungsgrundlage, um privates Feuerwerk im öffentlichen Raum einfacher beschränken zu können. Bislang müssen dafür explizit eine besondere Gefahrenlage oder eine außergewöhnliche bauliche Situation gegeben sein.

Die Verordnung zum Sprengstoffgesetz sieht vor, dass bundesweit an Silvester und Neujahr Kleinfeuerwerk von jedem Menschen ab 18 Jahren abgebrannt werden darf. In unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie „besonders brandempfindlichen Gebäuden oder Anlagen“ ist Böllern aber grundsätzlich verboten.