Frankfurt a.M., Jerusalem (epd). Human Rights Watch wirft Israel eine systematische Blockade der Wasserversorgung für die Menschen im Gaza-Streifen vor. Das sei „nichts weniger als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, es handele sich um einen „Akt des Völkermordes“, erklärte Exekutivdirektorin Tirana Hassan am Donnerstag. Die israelischen Behörden verwehrten der Bevölkerung seit Oktober 2023 absichtlich einen angemessenen Zugang zu Wasser. Höchstwahrscheinlich seien dadurch Tausende Palästinenserinnen und Palästinenser verdurstet und an Krankheiten gestorben.
Zunächst hätten die israelischen Behörden und Streitkräfte die Wasserzufuhr in den Gaza-Streifen komplett unterbrochen und später die Zufuhr massiv beschränkt, hieß es in einem Bericht der Organisation. Zudem hätten sie einen Großteil der Wasser- und Abwasserinfrastruktur in dem Gebiet beschädigt oder zerstört oder durch Stromabschaltungen und Treibstoffbeschränkungen unbrauchbar gemacht. Der Weiteren blockierten sie demnach die Einfuhr überlebenswichtiger Wasservorräte.
Für den Bericht hat Human Rights Watch (HRW) nach eigenen Angaben Einwohner des Gaza-Streifens, Angestellte der lokalen Versorgungsbehörde, Beschäftigte des Gesundheitsbereichs und Vertreterinnen und Vertreter von UN- und Hilfsorganisationen befragt. Außerdem seien Satellitenbilder, Fotos, Videos und Daten von Ärzten und anderen Experten ausgewertet worden.
Damit komme HRW zu dem Schluss, dass Israel im Gaza-Streifen absichtlich Bedingungen geschaffen habe, die auf die Vernichtung der Palästinenser als Ganzes oder teilweise abzielten, hieß es in dem Bericht. Diese Politik entspreche einem der fünf „Akte von Völkermord“ gemäß der Völkermordkonvention von 1948. Trotz dieser schweren Verletzungen des Völkerrechts werde Israel von einigen Regierungen weiter unterstützt, unter anderem mit Waffen. „Regierungen sollten nicht zu den von Israel begangenen schweren Verbrechen im Gaza-Streifen beitragen“, forderte Hassan.