Köln (epd). Der Bischof der armenisch-orthodoxen Kirche in Damaskus, Armash Nalbandian, äußert sich vorsichtig optimistisch über die Zukunft der Christen in Syrien nach dem Sturz des Assad-Regimes. „Wir erleben einen historischen Moment“, sagte Nalbandian am Dienstag im Deutschlandfunk. Es gebe viel Freude und Euphorie, aber auch Sorgen und Befürchtungen. Die Menschen fragten sich, wer die neuen Machthaber seien, erklärte er mit Blick auf die islamistische Miliz Haiat Tahrir al-Sham (HTS).
Milizenführer Abu Muhammad al-Dscholani gebe sich tolerant. Vertreter der Christen hätte sich bereits mit dem neu eingerichteten Büro für religiöse Angelegenheiten in Kontakt gesetzt, berichtete Nalbandian. Dort seien Versprechungen gemacht worden, „die uns mit Hoffnung erfüllen“. Ob sie umgesetzt würden, bleibe abzuwarten. Bedenklich sei, dass für alle Entscheidungen eine Schura-Kommission als höchstes religiöses Gremium zuständig sein solle.
Der Bischof betonte, dass die Christen künftig nicht mehr als Minderheit gelten wollen. „Wir lehnen diesen Begriff ab.“ Vielmehr seien die Christen ein fester Teil der Gesellschaft, was sich auch in der Verfassung widerspiegeln solle.
Positiv hob Nalbandian hervor, dass die neuen Machthaber in Damaskus die öffentliche Ordnung aufrechterhielten. Es gebe keine Plündereien und kriminellen Aktivitäten. „Es ist alles friedlich.“
Zwar gebe es Verunsicherung unter den Christen, aber am Wochenende nach dem Sturz Assads sei die Kirche beim Gottesdienst voll gewesen, sagte der Bischof. An Weihnachten werde es etwas weniger festliche Aktivitäten geben, die Christen wollten sich auf Gottesdienste und Gebete beschränken, erklärte er: „Man muss ein bisschen vorsichtig sein, denn wir wissen ja nicht, wie es sich entwickelt.“