Kehl (epd). Das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland (EVZ) warnt vor teuren Coachingkursen, die aus dem Ausland angeboten werden. Diese seien keine Alternative für eine Psychotherapie, teilte das von der EU finanzierte Verbraucherzentrum am Montag in Kehl mit. Weil Patienten in Deutschland mehrere Monate auf einen ersten Termin für eine Psychotherapie warten müssten, suchten manche in der Zwischenzeit online nach Informationen, hieß es in der Mitteilung. Dabei gerieten sie an selbsternannte Coaches, deren Angebote häufig von Anbietern aus anderen EU-Mitgliedstaaten vermarktet würden. Diese Angebote seien keinesfalls mit einer Therapie gleichzusetzen.
Das Spektrum der Angebote reiche von der persönlichen Weiterentwicklung und dem Weg zum „Flirt-Profi“ bis zur Psychotherapie, es fänden sich Schulungsangebote für fast alles, hieß es weiter. Da die Berufsbezeichnung Coach nicht gesetzlich geschützt sei, dürfe sich jeder Coach nennen, und schwarze Schafe hätten es leicht. 4.000 Euro sollte eine deutsche Verbraucherin laut Mitteilung für einen Coaching-Kurs einer zypriotischen Firma zahlen, der ihr Hilfe in einer psychischen Notsituation versprach.
Allein mit dem sogenannten „Mindset“, also einer bestimmten Denkweise oder Lebenseinstellung, sei den Betroffenen keineswegs geholfen, warnte das EVZ. Für eine angemessene Behandlung einer psychischen Krise seien nur Psychotherapeuten ausgebildet. Coaches, die das Gegenteil behaupten, böten lediglich Kurse mit zweifelhafter Qualität an. Zur Taktik der Anbieter gehöre, dass Betroffene per Klick auf ihr Widerrufsrecht verzichten. Nach den Erfahrungen des Verbraucherzentrums ist es schwer, außergerichtlich eine Lösung mit den ausländischen Anbietern zu finden.