Preisgekröntes Lied für unsichere Zeiten

Micha Keding
Ulf Buschmann
Micha Keding (Bild) hat zusammen mit Lothar Veit den Song "Gott, lass leuchten dein Licht" kreiert.
Populäre Kirchenmusik
Preisgekröntes Lied für unsichere Zeiten
Mit ihrem bewegenden Song "Gott, lass leuchten dein Licht" haben Lothar Veit und Micha Keding den ersten Preis beim Liedwettbewerb der evangelischen Kirche in Bayern gewonnen. Das preisgekrönte Werk, das in der Kategorie "Trost und Ermutigung" antrat, berührt die Seele und zeigt die wachsende Bedeutung moderner Klänge in der Kirchenmusik.

"Gott, lass leuchten dein Licht. Um mich wird vieles dunkler. Ich suche das Helle und finde es nicht. Lass leuchten dein Licht." Diese eindringlichen Worte eröffnen den Song "Gott, lass leuchten dein Licht", dessen Text von Lothar Veit und dessen Musik von Micha Keding stammt. Mit diesem bewegenden Stück haben die beiden Künstler den ersten Preis beim Liedwettbewerb "Mach Kirchenmusik" der evangelischen Kirche in Bayern gewonnen, der mit 3000 Euro dotiert ist.

Anlass des Wettbewerbs war das 500-jährige Jubiläum des Evangelischen Gesangbuchs. Veit und Keding traten in der Kategorie "Trost und Ermutigung" an. Neben dieser gab es drei weitere Kategorien: "Freiheit und Geborgenheit", "Lob und Dank" sowie "Frieden, Gerechtigkeit und Schöpfung". 

"Mich hat das Thema ‚Trost und Ermutigung‘ in diesen unsicheren Zeiten besonders angesprochen", erklärt Texter Veit. Zusammen mit der sanft fließenden Komposition entstand ein Werk, das die Seele tief berührt.

Landesbischof Christian Kopp (l.) übergibt die Trophäe an Lothar Veit.

Micha Keding hat den Text mit einer zarten Begleitung vertont. "Gott, erhör mein Gebet. Um mich wird viel geredet. Dir werden die Worte im Mund verdreht. Erhör mein Gebet", lautet die zweite Strophe. Das Werk ist als Lyric-Video auf YouTube zu sehen und zu hören. 

"Gott, sei Trost, Tag und Nacht. Um mich sind viele Götzen. Ich werde vertröstet, verraten, verlacht. Sei Trost Tag und Nacht", heißt es in der dritten Strophe. Die letzte Strophe schenkt Zuversicht: "Gott, von dir kommt mein Mut. Um mich kann vieles wanken. Du bist mein Begleiter, barmherzig und gut. Von dir kommt mein Mut." Dieses Stück ist mehr als nur ein musikalischer Treffer; es bringt Ängste ans Licht und spendet Trost. 

Lothar Veit beim Komponieren.

Seit 20 Jahren ein eingespieltes Team

Seit vielen Jahren arbeiten Veit und Keding in bewährter Weise zusammen. "Wir arbeiten seit etwa 20 Jahren zusammen", erinnert sich Micha Keding. Ihre Kooperation ist indes nur ein Teil ihrer Tätigkeiten. Micha Keding hat eine halbe Stelle als Popkantor des Kirchenkreises Verden der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Der 48-Jährige studierte Kontrabass und Tasteninstrumente an der Hochschule für Künste Bremen. Lothar Veit schreibt seit 30 Jahren geistliche Liedtexte und arbeitet hauptberuflich in der Pressestelle der Landeskirche. Ihre Zusammenarbeit intensivierte sich durch die Arbeit am Veit-Album "Pausenzeichen", das während der Corona-Pandemie entstand. "Dafür habe ich zum ersten Mal eine Komposition beigesteuert", erzählt Micha Keding stolz. Dieses Lied trägt den Titel "Es ist ein Kreuz".

Micha Kedings Tätigkeit als Popkantor mag für Außenstehende ungewöhnlich klingen, doch die Aufgaben unterscheiden sich kaum von denen eines klassischen Kantors oder einer Kantorin. "Die Aufgaben sind exakt die gleichen", betont Keding. "Gottesdienst begleiten, Menschen zum Singen bringen und gemeinsam den Glauben ausdrücken." Der Unterschied liegt in der Vielfalt der Musikstile, die Keding einbringt. "Es gibt nicht die eine Musik", sagt er.

Musikalische Grenzerweiterung

Popkantoren wie Micha Keding erweitern die Grenzen der Kirchenmusik. Bisher war diese stark auf die Orgel fokussiert. Die Popkantoren spannen den Bogen über die Popularmusik der letzten 100 Jahre, einschließlich Hiphop, Rap, Techno, Rock, Metal und Jazz. In der Rubrik "Neue geistliche Lieder" (NGL) klingen die Songs nicht aktuell, sondern wie in den 1970er- und 1980er-Jahren, weiß Keding. Der Bedarf an neuen Liedern ist groß. Kein Wunder also, dass es beim Wettbewerb der bayrischen Landeskirche über 200 Einsendungen gab. 

Lothar Veit und Micha Keding sind sich sicher, dass die Entwicklung in Richtung musikalische Vielfalt geht. In zwei bis fünf Jahren dürfte jeder Kirchenkreis der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers eine Popkantorin oder einen Popkantor haben – derzeit gibt es zwölf. Micha Keding treibt die Vernetzung bereits voran. Seine Vision: "Sie werden gleichberechtigt neben den klassischen Kantoren stehen." Für den evangelischen Kirchentag in Hannover plant der Verdener Kirchenkreis-Popkantor ein ehrgeiziges Projekt: ein Vier-Tage-und-Nächte-Singen ohne Pause unter dem Titel "Mitsingkirche".