Erfurt (epd). Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Friedrich Kramer, zeigt sich besorgt über den Beschuss Russlands durch die Ukraine mit weitreichenden US-Raketen. Die US-Erlaubnis zum Einsatz dieser Waffen bedeute eine Eskalation, die vermutlich in engem Zusammenhang mit dem anstehenden Regierungswechsel in den USA stehe, sagte Kramer in Erfurt dem Evangelischen Pressedienst (epd).
„Uns alle verbindet die Solidarität mit den Opfern in diesem Krieg, wir stehen an der Seite der Menschen in der Ukraine. Waffen dürfen immer nur das letzte Mittel sein, sich verteidigen zu können“, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Waffen könnten keinen Frieden schaffen, neben Waffenlieferungen seien daher auch Gespräche dringend notwendig. „Uns alle eint dabei das Bewusstsein, dass der Krieg so schnell wie möglich beendet werden muss“, sagte Kramer.
Grundsätzlich sei der Eintritt in Verhandlungen der richtige Schritt. Dabei müsse der Prozess so gestaltet werden, dass der Verhandlungsweg und die zu findenden Lösungen nicht den Keim für Anschluss-Konflikte in sich tragen. „Die russische Seite reagiert gereizt und droht einmal mehr mit dem Einsatz von Atomwaffen“, sagte Kramer. Hier müsse die westliche Seite sehr deutlich machen, dass das nicht unser Weg sei.
Ein gerechter und stabiler Frieden brauche die Beteiligung der Weltgemeinschaft. Der Weg von einem Waffenstillstand zum Frieden werde ein Prozess werden, der vermutlich Jahre dauere, sagte der EKD-Friedensbeauftragte.
Kramer betonte, die unterschiedlichen Positionen spüre er etwa auch im Gespräch mit dem Bischof der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche der Ukraine, Pawlo Schwarz. Gerade in der Frage von Waffenlieferungen werde deutlich, dass diese Kirche völlig andere Positionen vertrete. „Die Brüder und Schwestern dort freuen sich, wenn sie mal eine Nacht durchschlafen können und nicht befürchten müssen, dass ihnen über Nacht das Haus über dem Kopf zerstört wird“, sagte Kramer. Die Position sei verständlich, mache aber deutlich, dass es endlich zum Frieden kommen müsse.
Die Konditionen für Verhandlungen seien offen, sagte er weiter. „Derzeit besteht völkerrechtlich kein Zweifel, dass Russland die Ukraine verlassen muss.“ Alles andere sei Verhandlungssache. „Und klar ist auch: Ein gerechter Frieden kann sich nur im Rahmen einer weltweiten Friedensordnung entfalten“, sagte der EKD-Friedensbeauftragte.