Baku (epd). Wenige Stunden vor dem geplanten Ende der UN-Klimakonferenz in Baku stecken die Verhandlungen in vielen Punkten fest. Vor allem bei dem wohl wichtigsten Thema des Gipfels, den Klimahilfen für Entwicklungsländer, lagen am Donnerstag noch viele Vorschläge auf dem Tisch. Die Verhandlungstexte seien bei wichtigen Fragen wie der Klimafinanzierung und Anpassung sowie der Emissionsminderung „noch lange nicht da, wo wir sie für ein gutes Klima-Ergebnis brauchen“, kritisierte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne).
Es werde in den nächsten Tagen noch ein „extrem steiniger Weg“, sagte Baerbock. Es gehe nun darum, dass alle Seiten konstruktiv mitarbeiteten - „und auch die Präsidentschaft ihre Rolle mit mehr klimapolitischem Ehrgeiz wahrnimmt“.
Die 29. UN-Klimakonferenz in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku dauert seit knapp zwei Wochen an. Dabei ringen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus fast 200 Staaten um die zukünftige finanzielle Unterstützung für arme Länder bei der Bewältigung der Klimakrise. Die Entwicklungsländer fordern deutlich mehr Geld als die von den reichen Industriestaaten bis 2025 zugesagten 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
In einem am frühen Donnerstagmorgen vorgelegten Beschlussentwurf blieben dazu noch viele Fragen offen, eine konkrete Summe wurde nicht genannt. Umstritten ist zudem nach wie vor, ob zusätzliche Länder mit inzwischen hohen Emissionen für Beiträge in die Pflicht genommen werden. Dazu zählen etwa China und die Golfstaaten.
UN-Generalsekretär António Guterres mahnte eine Einigung an. Ein Scheitern sei keine Option, sagte Guterres vor Journalisten und kritisierte, dass viele Verhandlungsparteien noch auf ihren ursprünglichen Positionen verharrten. Nun sei es an der Zeit, einen möglichen Kompromiss auszuloten, sagte der UN-Chef. Inmitten geopolitischer Spaltungen und Unsicherheiten müssten die Länder in Baku zusammenkommen, betonte Guterres. Die Verhandelnden rief er auf, nicht zu vergessen, was auf dem Spiel stehe: „Dies ist eine COP, um im Angesicht der Klimakrise für Gerechtigkeit zu sorgen.“
Umweltorganisationen vermissen auch in den Gesprächen zum Klimaschutz trotz des nahenden Gipfel-Endes Fortschritte. Ein eindeutiges positives Signal gebe es nicht, sagte Fentje Jacobsen, Klimapolitik-Referentin beim WWF. Dabei müssten in Baku die nächsten konkreten Schritte zur Reduzierung des Ausstoßes klimaschädlicher Treibhausgase vereinbart werden, sagte sie.
In aktuellen Beschlussentwürfen finden sich Bekenntnisse zu dem Ziel, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu beschränken. Es wird zudem auf die Abkehr von fossilen Brennstoffen verwiesen, die vergangenes Jahr in Dubai beschlossen wurde. Doch auch hier gibt es noch viele Optionen.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sagte: „Wir merken, sehen und spüren, dass internationale Krisen und auch ein letztes Aufbäumen der fossilen Welt die Verhandlungen hier erschweren.“
Die UN-Klimakonferenz, im Fachjargon auch COP 29 genannt, endet offiziell am Freitag. Angesichts der offenen Konflikte ist ein pünktlicher Schluss aber nahezu ausgeschlossen.