Die Fähigkeit Bilder zu lesen ist in unserer digitalisierten Welt zudem eine wichtige Ergänzung des klassischen Lesens geworden und auch immer mehr Erwachsene finden Vergnügen an Graphic Novels und Comics, in denen nicht nur Klassiker neu erzählt, sondern auch aktuelle gesellschaftliche Probleme thematisiert werden. Das Evangelische Literaturportal stellt in dieser Woche zwei Graphic Novels und einen Comic vor, die zeigen, was diese Genres alles können.
Sperling, Ika: Der große Reset
Ein Vater verliert sich in Verschwörungsideologien und reißt damit seine Familie entzwei.
Eigentlich wollte die Studentin Ika nur ihre Familie besuchen, doch das provinzielle Idyll wird seit langem von einem Familiendrama überschattet. Der Vater informiert sich seit der Pandemie ausschließlich über YouTube-Videos bei selbsternannten Experten und kritischen Denkern über die Vorgänge in der Welt. Er ist davon überzeugt, dass es bald "ganz schlimm" werden wird und plant auszuwandern, bevor "die da oben" ihre Pläne endgültig umsetzen. Um Streit zu vermeiden über Themen wie Krieg, Politik und Impfung, zieht Schweigen ins Haus ein. Während Ikas Schwester sich in ihrem Zimmer zurückzieht, will ihre Mutter nur ein harmonisches Wochenende mit ihrer jüngsten Tochter verbringen, um den Alltagssorgen zu entfliehen. Ika versucht unterdessen herausfinden, wie ernst es ihrem Vater wirklich mit seinen Plänen ist. Hat er seinen Job bereits gekündigt? Hat er das Haus schon verkauft? Wird er tatsächlich auswandern?
Eine schonungslose Darstellung, wie Verschwörungsglaube Menschen verändert. Stefanie Schmettlach
Ika Sperling. Berlin: Reprodukt 2024. 170 S. : überw. Ill. ; 23 cm.
ISBN 978-3-95640-407-8, geb.: 24,00 €
Fischels, Michèle: Outline
Eine beeindruckende Coming-of-Age Graphic Novel über die Schwierigkeiten und das Glück des letzten Schuljahrs.
Es ist das letzte Schuljahr, bald stehen die Abiturprüfungen für Ben, Andreas und Clara an. Alle drei sind mit den ganz typischen Problemen dieser Zeit konfrontiert: (Unglückliche) Liebe, die Unsicherheit über die eigene Zukunft, der steigende Druck und das Erwachsenwerden, mit allem, was dazu gehört. Eigentlich eine eher unspektakuläre Geschichte, die Michèle Fischels in ihrem fulminanten Debüt erzählt – aber das scheinbar Alltägliche bekommt dank der Abwechslung von Totalen und minutiösen Momentaufnahmen, den filigranen Zeichnungen und einer fragmentarischer Erzählform mit präzise gesetzten Leerstellen eine ganz neue Bedeutung.
Eine wunderbare Lektüre. Miriam Weinrich
Michèle Fischels. Berlin: Reprodukt 2024. 204 S. : überw. Ill. ; 22 cm.
ISBN 978-3-95640-429-0, geb.: 24,00 €
Ich und Tod Detektei
Tods Aufträge nehmen stetig ab, so sucht er nach einer neuen Beschäftigung. Einem Hobby.
Tod langweilt sich. Nur noch wenige glauben daran, den Tod in ihrem letzten Augenblick zu erblicken, dementsprechend wenig zu tun hat er. Da trifft es sich gut, dass Tod jemanden findet, der bei seinem plötzlichen Auftauchen nicht nur nicht stirbt, sondern auch nicht davonläuft. Und dieser besondere Jemand ist Lukas. Ein Junge, der den Tod zum ersten Mal nach einem Sturz von einer Mauer zu Gesicht bekommt. Doch erst, als Lukas‘ Freund Johann, ein älterer Herr, der Lukas immer Geschichten erzählt, verstirbt, begegnet Lukas dem Tod erneut. Dieser teilt ihm mit, dass sein Freund nicht eines natürlichen Todes starb. Wer ihn allerdings ermordete, dass vermag auch Tod nicht zu sagen. So beschließen sie zusammen das Verbrechen aufzudecken. Die Detektei Ich und Tod ist somit gegründet.
Eine aufregende und schön illustrierte Detektivgeschichte für junge Leser. Stefanie Schmettlach
Patrick Wirbeleit u. Matthias Lehmann. Farben von Adrian vom Baur u.a. Hamburg: Kibitz 2024. 132 S. ; 24 cm.
ISBN 978-3-948690-32-8, geb.: 20,00 €
evangelisch.de dankt dem Evangelischen Literaturportal Eliport für die inhaltliche Kooperation.