Guterres auf Klimagipfel: "Die Zeit ist nicht auf unserer Seite"

Guterres auf Klimagipfel: "Die Zeit ist nicht auf unserer Seite"
Der Klimagipfel in Aserbaidschan wird mit den Reden von Staats- und Regierungschefs aus aller Welt fortgesetzt. UN-Generalsekretär Guterres gibt ihnen mahnende Worte mit auf den Weg: Kein Land werde von der Klimakrise verschont.

Frankfurt a.M., Baku (epd). UN-Generalsekretär António Guterres hat sich auf der 29. UN-Klimakonferenz (COP 29) mit mahnenden Worten an Staats- und Regierungschefs aus aller Welt gerichtet. Der finale Countdown zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels laufe - „und die Zeit ist nicht auf unserer Seite“, sagte der UN-Generalsekretär am Dienstag beim „World Leaders Climate Action Summit“.

Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, müssten die weltweiten Emissionen jedes Jahr um neun Prozent sinken, unterstrich Guterres. Bis 2030 müssten die Emissionen um 43 Prozent im Vergleich zu 2019 sinken. Doch leider würden sie derzeit immer noch steigen, sagte Guterres.

Der UN-Generalsekretär zeichnete in seiner Rede ein düsteres Bild einer vom Klimawandel zunehmend bedrohten Erde. 2024 werde nahezu sicher das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen - und ein „Lehrstück der Klimazerstörung“: Infrastruktur werde durch Fluten zerstört, Kinder gingen aufgrund von Dürren hungrig ins Bett und Arbeiter sowie Pilger kollabierten aufgrund von unerträglicher Hitze, sagte Guterres: „Und kein Land ist davon verschont.“

Die COP 29 war am Montag eröffnet worden. Der Gipfel endet offiziell am 22. November. Bis Mittwoch stehen beim „World Leaders Climate Action Summit“ die Reden von mehr als 80 Staats- und Regierungschefs auf dem Programm. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte seine Teilnahme wegen des Bruchs der Ampel-Koalition abgesagt. Neben den weiteren Schritten im Klimaschutz beraten die Delegierten aus fast 200 Staaten über die zukünftige finanzielle Unterstützung einkommensschwacher Länder bei der Bewältigung der Klimakrise.

Am Rande der Konferenz bekräftigten Deutschland und 42 weitere Staaten die Absicht, ihre Industrien emissionsärmer zu gestalten. Die Mitglieder des sogenannten Klimaclubs kamen am zweiten Gipfeltag in Baku zu einem Treffen zusammen. Sie wollen beim Klimaschutz vorangehen und den Treibhausgasausstoß in der Industrie reduzieren. Auch Entwicklungs- und Schwellenländer sollen dabei unterstützt werden, ihre Industrien zu dekarbonisieren.

„Die Transformation der Industrie wird nur dann erfolgreich sein, wenn sie global stattfindet“, erklärte Scholz als Ko-Vorsitzender des Klimaklubs. Der Bundeskanzler wurde durch Staatsministerin Anna Lührmann und die Sonderbeauftragte der Bundesregierung für internationale Klimapolitik, Jennifer Morgan, vertreten. Der Klimaclub war vergangenes Jahr auf der Klimakonferenz in Dubai offiziell ins Leben gerufen worden.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR warnte vor den Gefahren des Klimawandels für Menschen auf der Flucht. Von den weltweit mehr als 120 Millionen Vertriebenen lebten drei Viertel in Ländern, die stark von der Erderwärmung betroffen seien, erklärte das UNHCR. Die Hälfte der Geflüchteten lebe an Orten, in denen sowohl Konflikte als auch schwere Klimagefahren die Menschen plagten, wie Äthiopien, Haiti, Myanmar, Somalia, Sudan und Syrien.

Bis 2040 werde die Zahl der Länder mit extremen klimabedingten Gefahren voraussichtlich von drei auf 65 steigen. Davon beherberge die große Mehrheit Flüchtlinge und Vertriebene. In den meisten Siedlungen und Lagern für Menschen auf der Flucht werde es bis 2050 voraussichtlich doppelt so viele Tage mit gefährlicher Hitze geben.