Für VELKD-Synodenprädisent Kannengießer bleibt die Repräsentation aller gesellschaftlicher Gruppen unter den VELKD-Delegierten eine Aufgabe, die noch nicht erfüllt sei, sagte er am Samstag in Würzburg vor Journalisten.
Zuvor hatte die Hamburger Theologin Claudia Jahnel mehr Partizipation auch für Menschen of Colour in kirchlichen Gremien und Leitungsämtern gefordert. Vielfalt und Partizipation seien auch für Synoden wichtig, sagte die Professorin für Interkulturelle Theologie an der Universität Hamburg vor den 50 Delegierten des Kirchenparlaments der Lutheraner, das noch bis Montag berät.
Kannengießer verwies darauf, dass es bereits gelungen sei, mehr junge Menschen an den Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Für andere Gruppen sei dies noch zu erreichen.
Der Leitende Bischof der VELKD, Ralf Meister, sagte, Diversität bilde sich derzeit auch noch nicht in den evangelischen Gemeinden ab. In der anglikanischen Kirche sei dies ganz anders, dort würden Menschen anders angesprochen, sagte er.
Die Theologin Sarah Vecera hatte zuvor kritisiert, dass Menschen of Colour in den Gremien der evangelischen Kirche und auf den Podien bei der Synode unterrepräsentiert seien - besonders, da in diesem Jahr das Schwerpunktthema der Tagung Migration und Menschenrechte ist. In der EKD werde eine "weiß-männlich-europäische Theologie" aufrechterhalten, die so tue, "als ob Jesus aus Niedersachsen kam", schrieb Vecera in einem Gastbeitrag auf dem Online-Portal "evangelisch.de".
Nicht nur der Rat der EKD sei ausschließlich weiß, sondern auch die gesamte Synode und das in einer Gesellschaft, in der fast die Hälfte aller Grundschülerinnen und -schüler sowie ein Viertel aller Erwachsenen Migrationsgeschichte haben, schrieb Vecera. "Das kann ich mir nur noch mit Ignoranz erklären - vor allem, wenn es schwerpunktmäßig um Migration gehen soll."
Khorchide warb für mehr christlich-muslimischen Dialog
Auf der Synode hat sich der islamische Theologe Mouhanad Khorchide für eine stärkere Zusammenarbeit von Christen und Muslimen im Kampf gegen Islamismus ausgesprochen. Christen und Muslime müssten gemeinsam an einer identitätsstiftenden Erzählung arbeiten, wie man die jeweils andere Religion als Bereicherung verstehen könne, sagte der Professor für Islamische Religionspädagogik und Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster am Samstag in Würzburg vor den Delegierten der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Der Leitende Bischof der Lutheraner, Ralf Meister, begrüßte Khorchides Ideen, äußerte aber auch Skepsis.
Khorchide betonte in seinem online gehaltenen Vortrag, es brauche einen am Output orientierten Dialog zwischen Islam und Christentum. Die Frage, wo Religionen heute eine Ressource für lebenspraktische Herausforderungen darstellten, sei eine Anfrage sowohl an Christen als auch an Muslime. Diese Frage müsse zum Inhalt der Dialoge werden. Es müsse darum gehen, Antworten zu finden, wie beide Religionen sich gemeinsam entfalten und Ressourcen entdecken könnten für ein gemeinsames gelungenes Leben im Hier und Heute, sagte er.
Eine gemeinsame Großerzählung zu schaffen, könne Islamismus bekämpfen. Denn die neue islamistische Bewegung konstruiere Feindbilder und sehe sich in Gegnerschaft zum Westen und zur Mehrheitsgesellschaft in Deutschland. Islamisten erreichten Jugendliche heute nicht mehr durch ein Bekenntnis zur Scharia, sondern durch diese gemeinsamen Feindbilder. "Die Großerzählung des Islamismus heute ist weniger eine religiöse Großerzählung, sondern eine emotionale, die die Identität von jungen Menschen anspricht", sagte Khorchide. Er appellierte an Muslime und Christen, selbst eine solche identitätsstiftende Großerzählung zu etablieren.
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte, Khorchides Ideen seien beispielgebend. Ein Problem sei aber, dass der Münsteraner Islam-Theologe eine Position vertrete, die von großen islamischen Communities nicht geteilt würden. Innerhalb der Kirchen stießen seine Vorschläge auf offene Ohren, "weil sie uns sofort gefallen", sagte der Leitende Bischof. Allerdings zeige die Erfahrung, dass es ein Problem bei der Akzeptanz solcher Meta-Erzählungen gebe, die theologische Traditionen aus Judentum, Christentum und Islam verknüpften.
Die Tagung der Lutheraner steht am Beginn der Jahrestagung des Kirchenparlaments der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Synode der EKD beginnt am Sonntag mit einem Gottesdienst in der Würzburger St.-Stephans-Kirche. Am Dienstag debattiert die EKD-Synode über ihr Schwerpunktthema "Migration, Flucht und Menschenrechte". Seit 2009 tagt die VELKD-Generalsynode im Verbund mit der EKD.
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