Geschockt über "Untat" am Holocaust-Mahnmal

Holocaust-Mahnmal in Berlin
Ralf Maro
Bei der mutmaßlich antisemitisch motivierten Messerattacke ist am Holocaust-Mahnmal in Berlin ein 30-jähriger Tourist aus Spanien lebensgefährlich verletzt worden.
Bischof Stäblein
Geschockt über "Untat" am Holocaust-Mahnmal
Der Berliner Bischof Christian Stäblein ist über den mutmaßlich antisemitisch motivierten Messerangriff im Berliner Holocaust-Mahnmal geschockt. Die Tat ereignete sich im Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals im Herzen der Hauptstadt und löste nicht nur in Berlin Erschütterung aus.

"Ich bin geschockt über diese schreckliche Untat an diesen Ort der Erinnerung mitten in unserer Stadt", erklärte Stäblein am Samstagabend. Seine Gedanken und Gebete seien bei dem Verletzten, den Angehörigen und Freunden.

"Antisemitische Angriffe bedrohen unsere Gesellschaft, bedrohen uns alle", sagte der Bischof der Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Stäblein forderte, es müsse schnell geklärt werden, "wie sich der Täter islamistisch radikalisieren konnte". "Jeder religiöse Extremismus pervertiert die Religion", unterstrich er.

Die mutmaßlich antisemitisch motivierte Messerattacke im Holocaust-Mahnmal hat am Wochenende für Erschütterung gesorgt. Ein 30-jähriger Tourist aus Spanien war im Stelenfeld des Denkmals für die ermordeten Juden Europas mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt worden. Tatverdächtig ist ein 19-jähriger Syrer, der als anerkannter Flüchtling in Deutschland lebt. Er wurde noch am Freitagabend in der Nähe des Tatorts festgenommen. Wie die Polizei auf der Plattform X mitteilte, ist er seit Samstagabend in Untersuchungshaft.

Ob eine psychische Erkrankung vorliege, sei Gegenstand der Ermittlungen.
Laut Polizei und Generalstaatsanwaltschaft hat der Verdächtige ausgesagt, dass seit einigen Wochen in ihm der Plan gereift sei, "Juden zu töten". Vor diesem Hintergrund sei auch der Tatort gewählt worden. Bei der Festnahme fand die Polizei nach eigenen Angaben bei dem 19-Jährigen einen Gebetsteppich, einen Koran, einen Zettel mit Koran-Versen und dem Datum vom Freitag sowie die mutmaßliche Tatwaffe. Dies deute auf eine "religiöse Motivation" hin, hieß es. Ob eine psychische Erkrankung vorliege, sei Gegenstand der Ermittlungen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete die Tat als "abscheuliches und brutales Verbrechen". Der Täter müsse mit aller Härte des Gesetzes bestraft und direkt aus der Haft abgeschoben werden. "Wir werden alle Wege nutzen, um Gewalttäter wieder nach Syrien abzuschieben", sagte sie. Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne), sagte, jeglicher Antisemitismus "gehört mit allen Mitteln bekämpft". Es dürfe dabei keine blinden Flecken geben.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) dankte auf der Plattform X Polizei und Rettungskräften. "Gleichzeitig steht für mich fest: Wer in Deutschland Schutz haben will, greift keine Menschen mit dem Messer an", schrieb er.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte, die Tat offenbare eine ideologische Gedankenwelt des Täters, die häufig nicht verstanden werde: "Die Verachtung der Erinnerung an die Schoah und der Hass auf Juden gehen Hand in Hand mit der fundamentalen Ablehnung unserer westlichen Werte und sind oft der ideologische Kern islamistisch motivierter Täter."

Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte dem Berliner "Tagesspiegel" am Samstag: "Die Tat macht nicht nur erneut die tödliche Gefahr von Judenhass deutlich, sondern zeigt auch, dass jeder Mensch Opfer einer antisemitischen Gewalttat werden kann." Er forderte, der mutmaßliche Täter gehöre vor Gericht gestellt "und nach Verbüßung seiner Haftstraße abgeschoben". Zugleich warnte er davor, "die Tat für populistische Zwecke zu instrumentalisieren".

Der Beschuldigte war laut Polizei und Generalstaatsanwaltschaft 2023 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen. Er hat seinen Wohnsitz in Leipzig. Das Opfer musste nach dem Angriff notoperiert und zeitweise in ein künstliches Koma versetzt werden. Den Angaben zufolge befindet sich der Mann mittlerweile nicht mehr in Lebensgefahr.