Gütersloh (epd). Trotz eines zunehmenden Fachkräftemangels suchen deutsche Unternehmen einer Umfrage zufolge nur selten Personal im Ausland. Nicht einmal jedes fünfte Unternehmen (18 Prozent) suche im Ausland nach neuen Mitarbeitenden, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Dienstag in Gütersloh anlässlich einer Veröffentlichung einer Umfrage unter Unternehmen. Arbeitgeber setzten stattdessen eher auf Aus- und Weiterbildung im eigenen Betrieb sowie auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch mit einer regelmäßigen Erhöhung des Entgelts sollen demnach Fachkräfte gewonnen werden.
Allerdings gehe weniger als ein Viertel der Entscheider davon aus, dass in Deutschland ausreichend Personal zur Verfügung stehe, erklärte die Stiftung weiter. Im vergangenen Jahr seien dies noch knapp 30 Prozent gewesen.
Die migrationspolitische Expertin der Bertelsmann Stiftung, Susanne Schultz verwies auf weiterhin bestehende Hürden zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte. Als Gründe genannt würden demnach sprachliche Barrieren, bürokratische Hürden sowie falsche Vorstellungen von Bewerbern.
Fast 70 Prozent der befragten Entscheider in der deutschen Wirtschaft berichteten von Fachkräfteengpässen in ihren Betrieben, erklärte die Bertelsmann Stiftung. Mangel herrscht laut der Umfrage vor allem im Bau und im Handwerk, im Tourismus sowie in der Alten- und Krankenpflege. Allerdings seien die Bedarfe gegenüber dem Vorjahr in fast allen Branchen um zehn Prozentpunkte gesunken.
Die sukzessive Erweiterung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes (FEG) habe im vergangenen Jahr die rechtlichen Grundlagen für eine erleichterte Anwerbung aus dem Ausland erweitert, erklärte die Stiftung. Unter anderem gelte das im Bereich der Anerkennung von Berufsqualifikationen sowie berufspraktischer Erfahrung. Allerdings hapere es an der Umsetzung.
Die Ergebnisse basieren den Angaben zufolge auf einer Online-Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Befragt wurden zwischen Juni und September - je nach Frage - zwischen 500 und 7.500 Entscheider aus deutschen Unternehmen mit einer Größe von mindestens zehn Mitarbeitenden.