Frankfurt a.M., Cali (epd). Zur Halbzeit des UN-Weltnaturgipfels dringt der Umweltverband WWF auf mehr Tempo bei den Verhandlungen zum Schutz der globalen Artenvielfalt. Den Staaten bleibe nur noch wenig Zeit für die Berge an Verhandlungstext, die sie bearbeiten müssen, sagte der WWF-Biodiversitätsexperte Florian Titze dem Evangelischen Pressdienst (epd). Gleichwohl seien auf der bis Freitag dauernden Konferenz in der kolumbianischen Stadt Cali auch erste Fortschritte zu verzeichnen.
Es gebe die Sorge, dass die wichtigsten politischen Entscheidungen der Konferenz, etwa zu Fragen der Finanzierung, wegen großer Meinungsverschiedenheiten zwischen Ländern des Globalen Südens und Nordens ausbleiben, erklärte Titze. „Das könnte die gesamte Konferenz gefährden, denn diese Entscheidungen werden als Grundbedingung für einen erfolgreichen Ausgang auch vieler anderer Inhalte gesehen“, sagte Titze.
Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesentwicklungsministerium, nannte die Einigung auf einen Globalen Biodiversitätsrahmen vor zwei Jahren einen Durchbruch für den Erhalt natürlicher Lebensgrundlagen. „Doch die tatsächliche Umsetzung erfordert eine enorme Kraftanstrengung aller“, sagte er. Neben öffentlichem Geld müssten auch Mittel aus der Privatwirtschaft in den Artenschutz fließen. Das sogenannte Montreal-Abkommen von 2022 sieht unter anderem vor, bis 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläche unter effektiven Schutz zu stellen.
Die 16. UN-Biodiversitätskonferenz war am vergangenen Montag in Cali eröffnet worden. Titze begleitet die Verhandlungen für den WWF („World Wildlife Fund“) vor Ort. Eine Kernfrage ist dem Experten zufolge, ob es einen weiteren globalen Fonds zum Erhalt der biologischen Vielfalt geben soll oder die bereits existierenden Finanzinstrumente ausreichen. Dem WWF sei wichtig, dass auf der Konferenz mehr Finanzmittel mobilisiert werden. Diese sollten dazu beitragen, wirtschaftlich ärmere Länder bei dem Bewahren ihrer Ökosysteme zu unterstützen. Die dafür von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für Deutschland bis 2025 versprochenen 1,5 Milliarden Euro pro Jahr seien bisher nicht erreicht worden, kritisierte Titze.
Es gibt dem WWF-Experten zufolge allerdings auch erste kleinere Fortschritte auf der Konferenz, beispielsweise bei den Verhandlungen über einen globalen Aktionsplan zu Biodiversität und Gesundheit. Dieser sei wichtig für die Prävention zukünftiger Pandemien, sagte Titze. Ein Scheitern der Konferenz dürfe keine Option sein, hob Titze hervor. Dessen sei sich auch die kolumbianische Präsidentschaft bewusst.