Höhepunkte für Jugendliche in Gemeinden

 Jugendcamp
© epd-bild / Guido Schiefer
"Freizeiten gehören zum Markenkern!", heißt es in einer Untersuchung der Kinder- und Jugendfreizeiten im Bereich der Evangelischen Jugend Nordrhein-Westfalen vom Sommer 2022.
Kirchliche Jugendfreizeiten
Höhepunkte für Jugendliche in Gemeinden
Die Kinder- und Jugendfreizeiten der Kirchengemeinden sind weiterhin sehr beliebt, aber es fehlen Teamer. evangelisch.de-Redakteur Ulf Buschmann über die Coronafolgen und die hohe Bedeutung einer umfassenden Teamerausbildung, insbesondere in Bezug auf die Sicherheit der Schützlinge.

Taschen und Rucksäcke sind verstaut. Die Eltern verabschieden ihre Kinder flüchtig, denn die 12- bis 17-Jährigen freuen sich auf die Herbstfreizeit ihrer Kirchengemeinde in Norddeutschland. Eine Woche lang geht es ins Rothaargebirge. Wandern, spielen, klettern und mehr stehen auf dem Programm. Die Jugendlichen haben die Vorbereitung mitgestaltet. Auch die Konfirmanden sind dabei. Sie und die älteren Teilnehmer bilden Gruppen von je sieben Personen, geleitet von jungen Teamern. Jeder Teamer hat die Ausbildung zum Jugendgruppenleiter durchlaufen und besitzt die Jugendleiter-Card, die Juleica. Die Nachfrage nach der Freizeit im Rothaargebirge war groß. 

Solche Angebote liegen im Trend, besonders nach der Corona-Pandemie. "Freizeiten haben enormen Zuwachs", sagt Gabriele Jahn, Referentin für Kinder- und Jugendfreizeiten bei der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (AEJ) in Deutschland. "Ein Kollege hat doppelt so viele Teilnehmer wie vor Corona. Das wird wohl so bleiben." Shari Kohlmeyer vom Deutschen Bundesjugendring bestätigt: "Die Nachfrage geht nach Corona extrem durch die Decke." Michael Borger vom Landesjugendpfarramt der Kirche der Pfalz ergänzt: "Freizeiten sind generell sehr gefragt." Die Auslastung liegt bei 100 Prozent.

Eigentlich könnten sich die kirchlichen Veranstalter freuen. Doch der Ansturm stellt sie vor Probleme: Es fehlen ehren- und hauptamtliche Teamer, um die Freizeiten anbieten zu können. "Es könnte mehr Freizeiten geben", sagt Jahn. Die Pandemie hat die Gewinnung und Ausbildung von Teamern deutlich erschwert. Wer während der Pandemie Freizeiten angeboten hat, "hat jetzt wieder einen guten Einstieg in die Jugendarbeit", so Jahn. Kohlmeyer spricht von "Mangelware an Ehrenamtlichen". Dies sei jedoch nicht überall der Fall.
Dabei sind Freizeiten außerordentlich wichtig. 

"Freizeiten gehören zum Markenkern!", heißt es in einer Untersuchung der Kinder- und Jugendfreizeiten im Bereich der Evangelischen Jugend Nordrhein-Westfalen vom Sommer 2022. Die 25-seitige Broschüre trägt den Titel "Weil es nicht einfach vom Himmel fällt". Auch Borger weiß: "Freizeiten sind mit das Beste, was die evangelische Jugendarbeit zu bieten hat." AEJ-Referentin Jahn schreibt hierzu in ihrem Jahresbericht 2023: "Freizeiten sind das Nonplusultra der Jugendarbeit. Sie sind Orte von Bildung, Partizipation und sozialem Lernen, bieten Erholung, fördern so die psychische Widerstandskraft und vermitteln Methoden zur Stressregulierung.

Über Freizeiten Ehrenamtliche gewinnen 

Sie tragen dazu bei, dass Kinder und Jugendliche zu einer eigenverantwortlichen, resilienten und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit heranwachsen." Für Ortsgemeinden und Jugendgruppen sind Freizeiten "ein Erstkontakt zur Kinder- und Jugendarbeit", heißt es im AEJ-Bericht. Jahn ergänzt: "Über Freizeiten gewinnen wir viele Ehrenamtliche." Ein Grund dafür ist die Betonung der Gemeinschaft. Dies unterscheidet kirchliche Anbieter von kommerziellen. "Den Mehrwert sehen wir in der Gruppe", betont Borger. Das betrifft die Erfahrungen der jungen Menschen und die Bedeutung von Peergroups. "Unsere Arbeit ist wertegebunden", fügt er hinzu.

Auch wegen der Diskussion über sexualisierte Gewalt betonen Fachleute den hohen Stellenwert der Teamer-Ausbildung, die mit der Juleica abgeschlossen wird. Diese dauert fünf Tage. Die Teilnehmer unterzeichnen eine Selbstverpflichtung zum Schutz vor sexualisierter Gewalt und legen meist einen erweiterten Auszug aus dem Bundeszentralregister vor – das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis. Ziel ist es, Freizeiten zu einem sicheren Ort für Kinder und Jugendliche zu machen.

Gute Ausbildung der Teamer, Aktivitäten in der Gemeinschaft, ein sicherer Ort – damit versuchen die evangelischen Kirchen, bei den jungen Leuten und ihren Eltern zu punkten. Vor allem gegenüber den zahlreichen kommerziellen Anbietern. Bei ihnen stehe der wirtschaftliche Gewinn im Mittelpunkt, bei den kirchlichen Angeboten sei dies nicht der Fall, heißt es. Einige kommerzielle Veranstalter sind jüngst sogar in Verruf geraten. So liefert die SWR-Dokumentation "Albtraum Ferienlager? Wie gefährlich sind Kinder- und Jugendreisen?" Einblicke in dieses Metier.

Dass Eltern vor diesem Hintergrund verunsichert sind, können Fachleute wie AEJ-Frau Jahn nachvollziehen. Sie rät deshalb allen Interessierten: "Gehen Sie zur nächsten Kirchengemeinde, zur evangelischen Jugend, zum CVJM, zu den Pfadfindern oder zur Johanniter-Jugend und fragen sie. Antworten gibt es im Gespräch."