Vatikan soll Anti-Ökumene-Text revidieren

Demonstranten mit einem "Wir sind Kirche" Plakat.
epd-bild/Guido Schiefer/Guido Schiefer
Das Vatikan-Papier "Dominus Iesus" aus dem Jahr 2000, in dem sich Rom von den evangelischen Kirchen klar abgegrenzt, müsse "revidiert werden", so der Sprecher von "Wir sind Kirche", Christian Weisner.
Wunsch von "Wir sind Kirche"
Vatikan soll Anti-Ökumene-Text revidieren
Mit Blick auf die vor 25 Jahren verabschiedete "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" zwischen Lutheranern und Vatikan hofft der Sprecher von "Wir sind Kirche", Christian Weisner, auf eine ökumenische Versöhnungsgeste.

Das Vatikan-Papier "Dominus Iesus" aus dem Jahr 2000, in dem sich Rom von den evangelischen Kirchen klar abgegrenzt, müsse "revidiert werden", sagt der Sprecher von "Wir sind Kirche", Christian Weisner dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wie der Vertreter der katholischen Reformbewegung weiter ausführt, hatte das Dokument für anhaltende Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken gesorgt.

Darin wird die römisch-katholische Kirche als die einzig wahre Kirche Christi bezeichnet. Die römische Glaubenskongregation hatte 2007 diese Aussagen bekräftigt und den evangelischen Kirchen Theologen zufolge die Anerkennung als "Kirchen im eigentlichen Sinn" erneut verweigert. Das müsse von Rom berichtigt werden, unterstreicht Weisner. Zwar gebe es gute Ansätze und zeichenhafte Handlungen von Papst Franziskus zur Vertiefung der Ökumene.

Beispiele seien der Abendmahlskelch, den Franziskus im November 2015 der evangelisch-lutherischen Gemeinde bei seinem Besuch ihrer Kirche in Rom schenkte oder das hochrangige Treffen zwischen dem Papst und dem Lutherischen Weltbund in Lund. 2016 war Franziskus zum Reformationsgedenken des Jahrs 2017 nach Schweden gereist.

Weisner appelliert an die Verantwortung der katholischen Kirche als größte christliche Gemeinschaft. Sie dürfe ihre Größe nicht ausspielen. "Das muss auf Augenhöhe passieren". Die evangelische Kirche habe sehr wichtige Impulse in das Christentum gebracht: "Das muss anerkannt werden." Die aus der Bibel abgeleitete Rechtfertigungslehre behandelt die zentrale Frage, wie der Mensch vor Gott gerecht wird. Der Streit um deren Auslegung führte am Ende des Mittelalters zur Spaltung der europäischen Christenheit.

Dieser Kernpunkt des Glaubens trennte Katholiken und Protestanten fast 500 Jahre lang. Am 31. Oktober 1999 wurde dieser theologische Konflikt in Augsburg beigelegt: Vertreter des Vatikans und des Lutherischen Weltbunds unterzeichneten die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre". Dieses Dokument bestätigt, dass beide Kirchen in dieser fundamentalen Glaubensfrage nun grundsätzlich übereinstimmen.