Berlin (epd). Mit Blick auf zunehmende weltweite Wassernotlagen fordern Fachleute ein klimabeständiges Wassermanagement. „Je früher wir handeln, desto mehr Optionen haben wir“, sagte Jörg Drewes, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, bei der Vorstellung eines Gutachtens zu Wassermanagement am Freitag in Berlin. Nur durch vorausschauendes Wassermanagement könnten die Änderungen im globalen Wasserkreislauf beherrschbar bleiben.
Gründe für die zunehmenden Wassernotlagen seien unter anderem die Auswirkungen des Klimawandels, die Übernutzung der Wasserressourcen sowie die ungleiche Verteilung von Wasser. Drewes sprach vor einer „Bedrohungslage mit globaler Dimension“. Wenn Menschen in betroffenen Regionen die Lebensgrundlagen entzogen werden, könne das in einer „Destabilisierung politischer, gesellschaftlicher und ökologischer Systeme münden“. Das könne sogar als letzte Konsequenz einen Rückzug aus derzeit besiedelten Gebieten bedeuten.
Kern des Gutachtens „Wasser in einer aufgeheizten Welt“, das die Mitglieder des Beirats an Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) übergaben, ist die Forderung, ein klimaresilientes Wassermanagement zu etablieren. Dabei sollen unter anderem gut funktionierende selbstorganisierte Strukturen wie Wassernutzungsvereinigungen gestärkt und Landwirte dabei unterstützt werden, Wasser besser im Boden zu speichern, beispielsweise durch die Wiedervernässung trockengelegter Standorte.
Um Wassernotlagen frühzeitig zu erkennen und einzugrenzen, empfiehlt der Beirat zudem, eine internationale „Watter Mapping Initiative“ ins Leben zu rufen. In dieser sollen Experten und Experten lokale, regionale und nationale Daten zusammentragen und daraus Szenarien entwerfen. Das soll auch dazu beitragen, dass politische Entscheiderinnen und Entscheider besser informiert werden können.
Das Expertengremium plädiert auch dafür, die globale Bedeutung von Wasser politisch höher auf die Agenda zu setzen und eine internationale Wasserstrategie auszuhandeln. Hierzu eignen sich dem Gutachten zufolge insbesondere die kommenden UN-Wasserkonferenzen, die für 2026 und 2028 geplant sind.
Umweltministerin Lemke forderte mehr Wertschätzung und mehr Aufmerksamkeit für Wasser. Es sei die „Lebensgrundlage für Mensch und Umwelt, wirtschaftliche Entwicklung, aber auch für Sicherheit“, sagte die Grünen-Politikerin. Sie erinnerte an das Fischsterben in der Oder im Sommer 2022, an die weltweiten Rekordtemperaturen und die Dürre in diesem Sommer sowie die Überflutungen in Deutschland und in Südosteuropa.
„Wir haben gleichzeitig mit zu viel und zu wenig Wasser zu kämpfen“, sagte Lemke. Das überfordere die bisherigen Strukturen. Deshalb gelte es, gemeinsame Lösungen zu finden und zeitnah in die Vorsorge zu investieren.