Die südkoreanische Autorin Han Kang erhält den diesjährigen Nobelpreis für Literatur. Das teilte die Schwedische Akademie am 10.10. in Stockholm mit. Han Kang werde für ihre "intensive poetische Prosa" ausgezeichnet, die sich mit historischen Traumata auseinandersetze und die Zerbrechlichkeit menschlichen Lebens aufzeige, hieß es zur Begründung.
Die 1970 geborene Autorin begann ihre literarische Karriere 1993 mit der Veröffentlichung einiger Gedichte in einer Zeitschrift. Zwei Jahre später folgte ein Erzählband. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit dem Roman "Die Vegetarierin", der auf Koreanisch 2007 erschien. Darin schildert sie auf verstörende Weise die Folgen, die es für die Protagonistin hat, als sie beschließt, sich vegetarisch zu ernähren und damit gegen gesellschaftliche Normen verstößt.
Sie verfüge über ein einzigartiges Gespür für die Zusammenhänge zwischen Körper und Seele, Lebenden und Toten, urteilte die Akademie. "Mit ihrem poetischen und experimentellen Stil ist sie zu einer Innovatorin der zeitgenössischen Prosa geworden." Dass sie sich parallel zu ihrer schriftstellerischen Tätigkeit auch mit Kunst und Musik beschäftigt, reflektiere sich in ihrer gesamten literarischen Produktion.
Han Kang sei die wichtigste literarische Stimme Koreas, urteilt der Aufbau Verlag, in dem ihre Texte auf Deutsch erscheinen. Neben "Die Vegetarierin", für den die Autorin 2016 nach der Übersetzung ins Englisch den Man Booker Prize erhielt, sind in deutscher Sprache die Romane "Menschenwerk", "Deine kalten Hände", "Weiß" und zuletzt im Februar "Griechischstunden" erschienen.
Der Literaturnobelpreis ist derzeit mit elf Millionen Schwedischen Kronen (aktuell rund 967.000 Euro) dotiert und wird seit 1901 vergeben. Die Preisverleihung findet traditionell am 10. Dezember in Schwedens Hauptstadt Stockholm statt, dem Todestag Alfred Nobels.
Bislang wurden 116 Nobelpreise für Literatur verliehen. 2023 ging die Auszeichnung an den norwegischen Autor Jon Fosse, im Jahr davor an die französische Schriftstellerin Annie Ernaux. 2021 wurde der in London lebende tansanische Schriftsteller Abdulrazak Gurnah geehrt und damit erstmals seit 18 Jahren wieder ein afrikanischer Autor.