Köln (epd). Der Förster und Autor Peter Wohlleben fordert bei der Bewirtschaftung des Waldes in Deutschland mehr Rücksichtnahme auf die bestehenden Wälder. Zwar verkrafte der heimische Wald den Klimawandel bislang „erstaunlich gut“, sagte Wohlleben am Dienstag dem WDR-Radio in Köln. Die Forstwirtschaft und die zuständigen Behörden seien aber vor allem an der Nutzung des Holzes und dem Verkauf des Rohstoffes interessiert. „Das ist so, als wenn man einem Schwerkranken noch einen kräftigen Aderlass verschreibt“, betonte er.
Deshalb müsse man bei der Bewirtschaftung des Waldes schauen, „wo ist der Patient krank oder angeschossen durch den Klimawandel“. In diesen Bereichen müsse man „kräftig auf die Bremse treten“. Wohlleben erinnerte daran, dass die Bundesregierung sich zum Schutz alter Laubwälder bekannt habe. Gerade dort finde jedoch „eine erhebliche Abnahme in den Biomasse-Vorräten“ statt. Die Forstwirtschaft bediene sich weiterhin „ungeniert an halbwegs intakten Wäldern“.
Der Forstexperte kritisierte unter anderem, dass in Deutschland derzeit etwa die Hälfte des geschlagenen Holzes verheizt werde. Auch die Holzverarbeitung zu Postwurfsendungen, die von den Adressaten oft ungelesen in den Papiermüll wanderten, sollte unterbleiben. Immerhin würden allein dafür pro Jahr zehn Millionen jüngere Bäume entnommen.