"Der Krieg trifft alle: Junge, Alte, Frauen, Männer, Kinder. Er überzieht das Land mit einem Ausmaß an Gewalt und Zerstörung, das kaum zu ermessen ist", sagte die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber am Dienstag in Hannover. Die Folgen des Krieges für die Gesellschaft seien insgesamt noch nicht abzusehen. Sechs Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer hätten Zuflucht in anderen Ländern gesucht, davon mehr als eine Million in Deutschland. Auch innerhalb des Landes hätten viele ihr Zuhause verlassen müssen.
Russische Streitkräfte hatten die benachbarte Ukraine am 24. Februar 2022 angegriffen und halten Teile der Ostukraine besetzt. Fast täglich werden Städte im Land mit Raketen und Drohnen beschossen. "Wir denken an die müden Gesichter von Soldaten an der Front, an alte Menschen zwischen Trümmern und Schutt, die darin nach ihrem einstigen Leben suchen. Wir sehen die zerfetzten Häuser und Straßenzüge, die verheerten Dörfer, zerschossene Infrastruktur und zerstörte Landschaften", erklärte die evangelische Theologin.
Die EKD will vor dem dritten Jahrestag des Angriffs mit einer Veranstaltung in Braunschweig die Situation der Frauen innerhalb des Landes und im Exil in den Blick rücken. "Das Leben der Frauen hat sich massiv verändert", sagte Bosse-Huber. Dazu gehöre auch "die furchtbare Realität des gezielten Einsatzes von Vergewaltigungen als Kriegswaffe". Die Veranstaltung "Der Krieg und die Frauen" findet am Mittwoch im Braunschweiger Dom statt.
Die Diakonie Katastrophenhilfe warnte unterdessen vor einem drohenden Rückgang der humanitären Hilfe. "Stabilität für die Ukraine erreicht man nicht allein militärisch, sondern mit solidarischem und humanitärem Handeln", erklärte der Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, Martin Keßler. Auf dem Ukraine-Sondergipfel in Paris hätten europäische Staaten am Montag zwar ihre Solidarität mit der Ukraine bekundet und die weitere militärische Unterstützung unterstrichen. Eine deutliche Aussage für mehr humanitäre Hilfe sei aber ausgeblieben.
"Deutschland ist ein führender humanitärer Geber für die Ukraine und muss es auch unter einer neuen Bundesregierung bleiben. Gerade nach dem Rückzug der USA sollte Deutschland andere Staaten dazu bewegen, die Finanzierungslücke zumindest etwas zu schließen", sagte Keßler. Die Zahl der in Armut lebenden Menschen in der Ukraine sei laut Weltbank seit Kriegsbeginn auf neun Millionen gestiegen.