Kandidierende für EKHN-Spitze im Endspurt

Henriette Cruewell, Christiane Tietz (rechts) und Martin Mencke.
epd-bild/Rolf Oeser/EKHN
Vorstellung der Kandidaten für das Amt des Kirchenpräsidenten der EKHN geht in die letzte Runde für Henriette Cruewell, Christiane Tietz (rechts) und Martin Mencke.
EKHN-Synode wählt Spitze
Kandidierende für EKHN-Spitze im Endspurt
Ende September entscheiden die Synodalen der hessen-nassauischen Kirche, wer Nachfolger oder Nachfolgerin von Kirchenpräsident Jung wird. Sie haben die Wahl zwischen zwei Frauen und einem Mann - allesamt Theologen in herausgehobenen Positionen.

Pröpstin, Beauftragter der Evangelischen Kirchen am Sitz der Landesregierung, Theologieprofessorin: Henriette Crüwell, Martin Mencke und Christiane Tietz haben beruflich schon einiges erreicht. Nun haben sie alle drei die gleiche Absicht: Nachfolger oder Nachfolgerin von Volker Jung zu werden. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) verabschiedet sich zum Jahresende in den Ruhestand.

Neben ihrem nächsten beruflichen Ziel und der Verbundenheit mit der EKHN eint die drei Kandidierenden, dass sie ein Theologiestudium abgeschlossen haben. Ansonsten sind ihre Lebenswege recht unterschiedlich, ebenso wie das, was sie gegenüber dem Internetportal des Medienhauses der EKHN "indeon.de" als erstes Ziel formuliert haben, sollten sie die Wahl gewinnen.

Die Bewerbungen um das Leitungsamt der EKHN sind seit Anfang Mai öffentlich. Die Kandidierenden haben sich der Öffentlichkeit auf einer Podiumsrunde und einer Pressekonferenz vorgestellt sowie in Gottesdiensten. Der Endspurt ist am 28. September die Vorstellung vor der Kirchensynode und die anschließende Wahl in eine sechsjährige Amtszeit, die im Januar beginnt.

Crüwell: "Im aktuellen Transformationsprozess braucht es dringend Orientierung."

Henriette Crüwell möchte nach einer Wahl "als Erstes klären, wozu wir Kirche sind und wohin wir wollen". In den Umbrüchen, die der aktuelle Transformationsprozess "ekhn2030" mit sich bringt, brauche es dringend Orientierung, damit der Wandel nicht einfach "passiert". Sie wolle ihn gestalten, sagte Crüwell. Dafür möchte sie "die Beteiligten auf allen Ebenen" in die Verantwortung nehmen und mit ihnen gemeinsam nach dem richtigen Weg suchen. Crüwell versteht die EKHN als politische Kirche, die vom Evangelium ausgehend für soziale Gerechtigkeit und Frieden streitet. 

Crüwell, geboren 1971, war einst katholisch, hat Rechtswissenschaften, Philosophie und katholische Theologie studiert. Sie war in Deutschland eine der ersten Pfarrerinnen der alt-katholischen Kirche, bevor sie vor elf Jahren zum evangelischen Glauben übertrat. Sie wurde evangelische Pfarrerin im Rheinland, ab 2015 Gemeindepfarrerin in der EKHN. Die Synode wählte sie 2022 zur Pröpstin für Rheinhessen und das Nassauer Land.

Mencke: "Kirche soll eine Start-Up-Kultur etablieren."

Martin Mencke möchte möglichst schnell erreichen, "dass die EKHN in der Situation der Minderheitenkirche fröhlich angekommen" ist und eine Start-Up-Kultur etabliert. Beim Experimentieren solle die Freude daran überwiegen und aus Fehlern intensiv gelernt werden. Jede Gemeinde solle mindestens ein diakonisches Projekt haben, das zur Mitarbeit einlädt, oder sich daran beteiligen. Mencke findet, es gibt keinen Glauben, der nicht auch "politisch" wäre. Kirche positioniere sich dann besonders stark, wenn es um die Würde und Rechte der Schwachen geht. 

Mencke ist 1966 geboren. Der promovierte evangelische Theologe war hessen-nassauischer Gemeindepfarrer, bevor er für sechs Jahre die Deutsche Evangelische Gemeinde in Washington D.C. (USA) übernahm. Nach seiner Rückkehr wurde er Dekan im Dekanat Wiesbaden und ist seit 2023 Beauftragter der Evangelischen Kirchen in Hessen am Sitz von Landesregierung und Landtag in Wiesbaden.

Tietz: "Reformprozesse sollten theologisch durchdacht werden."

Christiane Tietz wiederum will die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen fördern und die "Reformprozesse theologisch durchdenken". Ihr liegen Formate am Herzen, die Kinder und Jugendliche für den Glauben begeistern. Dazu brauche man die ältere Generation, die von ihrem Glauben erzähle. Zuerst besuchen wolle sie die Fachstelle für sexualisierte Gewalt, um zu hören, wie sie diese "konkret unterstützen kann". Tietz befürwortet nachdrücklich die Position der EKHN, die sich gegen Rechtsextremismus wendet und eine offene, gerechte, vielfältige und demokratische Gesellschaft unterstützt.

Tietz ist Jahrgang 1967, hat Theologie und Mathematik studiert, wurde in Evangelischer Theologie promoviert und hat sich habilitiert. Sie war Theologieprofessorin in Mainz und ist seit 2013 Professorin für Systematische Theologie an der Universität in Zürich. Sie ist seit diesen März Pfarrerin im Ehrenamt in einer Frankfurter Gemeinde.