Washington (epd). Der Streit um das Abtreibungsrecht ist zu einem zentralen Thema geworden im Wahlkampf in den USA. Die Kampagne der demokratischen Präsidentschaftskandidatin und Vizepräsidentin Kamala Harris hat für Dienstag den Start einer Bustour „für reproduktive Freiheit“ angekündigt. Sie soll in den kommenden Wochen 50 Städte erreichen. Die Tour beginne in „Donald Trumps Hinterhof“ in Palm Beach in Florida, wo der republikanische Präsidentschaftsbewerber Trump in seinem Mar-a-Lago-Anwesen lebt, berichtete die Zeitung „Palm Beach Post“.
Harris hat gewarnt, dass Trump als Präsident ein Abtreibungsverbot unterzeichnen würde. Der Ex-Präsident ist nach eigenen Angaben stolz, dass das Oberste US-Gericht im Juni 2022 das Recht auf Schwangerschaftsabbruch gekippt hat. In den vergangenen Tagen äußerte er sich jedoch zum Ärger von Abtreibungsgegnern widersprüchlich. Auf seiner Plattform Truth Social versprach Trump, seine Amtszeit werde „großartig sein für Frauen und ihre reproduktiven Rechte“.
Das Thema ist kompliziert für die Republikaner angesichts von Umfragen, denen zufolge eine Mehrheit der US-Amerikaner das Urteil von 2022 ablehnt. Im republikanisch regierten Florida und vermutlich in neun weiteren Staaten sind für den Wahltag am 5. November Volksentscheide geplant, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch zu garantieren. Das Urteil von 2022 sieht vor, dass die Bundesstaaten über das Abtreibungsrecht entscheiden.
In Florida ist Abtreibung nach der sechsten Schwangerschaftswoche verboten. Vergangene Woche wurde Trump im Fernsehsender NBC gefragt, wie er als Bürger von Florida abstimmen wird. Sechs Wochen seien zu kurz, erklärte Trump, er werde entsprechend abstimmen. In einem folgenden Interview in Fox News sagte Trump nach Kritik von Abtreibungsgegnern jedoch, er werde gegen die Initiative stimmen.
Der Erzbischof von Miami, Thomas Wenski, erklärte im katholischen Informationsdienst CNA, die Bischöfe von Florida würden mehr als eine Million Dollar ausgeben, um gegen die Initiative zu werben. In Florida haben die Gegner der Initiative vergleichsweise gute Aussichten. Um Gesetz zu werden, bräuchte der Entscheid 60 Prozent der Stimmen.