Washington (epd). Die offizielle Bestätigung von Tim Walz als Kandidat der Demokratischen Partei für das Amt des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten spiegelt die religiöse Landschaft in den USA wider: Gewinnt die demokratische Präsidentschaftsanwärterin Kamala Harris die Wahl im November, hätten die USA mit dem 60-Jährigen erstmals einen lutherischen Vizepräsidenten.
In den 1960er Jahren gab es mit Hubert Humphrey zwar einen Vizepräsidenten, der von einer lutherischen Mutter groß gezogen wurde. Er besuchte später jedoch eine methodistische Kirche. Auch im Amt des US-Präsidenten gab es noch nie einen Lutheraner. Die Demokraten hatten auf ihrem seit Montag in Chicago tagenden Parteitag Walz als Vizepräsidentschaftskandidaten für die Wahl im November bestätigt.
Tim Walz, ehemaliger Highschool-Lehrer, Kongressabgeordneter (2007-2019) und gegenwärtig Gouverneur von Minnesota, gehört der rund drei Millionen Mitglieder zählenden Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) an, der größten von mehreren lutherischen Kirchen in den USA. Walz spricht wenig über seinen Glauben, zeigt aber auf sozialen Medien, dass er mit der ELKA-Gemeinde „Pilgrim Lutheran Church“ in Minnesotas Hauptstadt Saint Paul verbunden ist.
Die ELKA engagiert sich bei sozialen und gesellschaftlichen Anliegen, hält sich jedoch bei wahlpolitischen Themen zurück. Als religiöse und steuerbefreite Organisation dürfe die Kirche keine Kandidaten unterstützen, erläuterte ELKA-Pressesprecherin Candice Buchbinder. Zudem seien die Kirchenmitglieder geteilter Meinung bei politischen Fragen. Nach Berechnung des Statistikers und Baptisten-Pastors Ryan Burge, der Experte für die Datenanalyse aus den Bereichen Religion und Politik ist, stimmten bei der letzten Präsidentschaftswahl 2020 mehr als die Hälfte (52 Prozent) der ELKA-Wählerinnen und Wähler für Donald Trump.
Wie der Informationsdienst „Religion News Service“ berichtete, bezeichnet sich Walz als „Minnesota Lutheraner“. Lutherische Kirchen mit ihren Einwanderern aus Skandinavien und Deutschland haben den ländlichen Bundesstaat im Mittleren Westen geprägt. Zum Selbstverständnis der „Minnesota Lutheraner“ gehören Bodenständigkeit und Bescheidenheit. Bei einer Ansprache bei einer Gewerkschaft sagte Walz, „weil wir gute Minnesota Lutheraner sind, befolgen wir eine Regel: Wenn man etwas Gutes tut und darüber spricht, zählt es nicht mehr“. Als Gouverneur hat sich Walz für Sozialprogramme eingesetzt.