Umwelthilfe fordert Regeln für weniger Verpackungsmüll

Umwelthilfe fordert Regeln für weniger Verpackungsmüll
Supermärkte tragen laut Umweltschützern noch immer durch Einwegverpackungen zu gigantischen Müllbergen bei. Deshalb fordert die Deutsche Umwelthilfe verbindliche Regeln für Mehrwegsysteme. Discounter weisen die Kritik zurück.

Berlin (epd). Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) auf, die Abfallmengen bei Verpackungsmüll durch neue Regelungen zu reduzieren. Deutschland sei mit 237 Kilogramm je Bürgerin und Bürger pro Jahr im europäischen Vergleich „Spitzenreiter“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz am Mittwoch in Berlin unter Berufung auf Angaben des Statistischen Bundesamts. Das entsprechende Reduktionsziel in der EU-Verpackungsverordnung müsse auch in Deutschland durch verbindliche Vorgaben umgesetzt werden.

Die im Verpackungsgesetz erwähnte Mehrwegquote für Getränke von 70 Prozent sei nicht verbindlich. Testbesuche der Umwelthilfe bei den Discountern Aldi Nord, Aldi Süd und Lidl hätten ergeben, dass dort ausschließlich Einweg-Getränkeverpackungen angeboten werden.

In den 90er Jahren habe die Mehrwegquote bei Getränken bei 90 Prozent gelegen, sagte Metz. Nach Angaben des Umweltbundesamts vom vergangenen Februar lag diese im Jahr 2021 bei lediglich rund 40 Prozent.

Vor diesem Hintergrund forderte die DUH dazu auf, verbindliche Mehrwegquoten für Getränke, Milch und Wein einzuführen. Nötig sei auch eine Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einwegflaschen, Dosen und Getränkekartons. Zudem müsse die Plastiksteuer auf die verantwortlichen Unternehmen umgelegt werden.

Über eine Verbotsregelung sei etwa in Frankreich zwischen 2021 und 2023 bereits ein Viertel an Plastikmüll bei Obst und Gemüse eingespart worden. Bei den Testbesuchen in 48 Filialen von zwölf Supermarkt-, Discounter- und Biomarktketten in Deutschland sei dagegen festgestellt worden, dass im Vergleich zum Vorjahr mehr Obst und Gemüse verpackt angeboten werde.

Die DUH-Bundesgeschäftsführerin monierte, durch Getränkekartons würden Ressourcen verschwendet, weil diese nicht immer vollumfänglich recycelt werden. Überdies sei es nicht sinnvoll, Einwegverpackungen aus Plastik durch solche aus Papier zu ersetzen. Je mehr Mehrwegverpackungen angeboten würden, desto günstiger würden diese.

Ein Sprecher von Aldi Nord erklärte auf Anfrage, wo immer es unter Berücksichtigung der Produktqualität, Sicherheit und Lebensmittelverluste möglich sei, werde auf Verpackungsmaterial verzichtet. Ein Drittel der Obst- und Gemüseartikel werde in den Filialen unverpackt angeboten.

Aldi Süd teilte auf Anfrage mit, im vergangenen März sei in 28 Filialen unter anderem in Aachen eine Testphase für Mehrweggetränke gestartet worden. Überdies habe das Unternehmen bereits Ende 2023 einen Anteil an recyceltem Material von rund 15 Prozent in seinen Eigenmarken-Produktverpackungen aus Kunststoff erreicht.

Die DUH prüft nach eigenen Angaben regelmäßig das Verpackungsangebot der zwölf größten Supermarkt-, Discounter- und Biohandelsketten. Zwischen Januar und Mai dieses Jahres wurden dafür stichprobenartig Besuche in jeweils vier Filialen der jeweiligen Ketten durchgeführt. Untersucht wurden dabei unter anderem Penny, Netto Marken-Discount, Norma, Rewe, Edeka, Kaufland und Alnatura, Denns und Bio Company. Dabei wurden Verpackungen von Obst und Gemüse, Getränken, Frischmilch und Joghurt sowie Frische- und Selbstbedienungstheken getestet.