Kanzler Scholz: "Jeder einzelne Mensch muss geschützt werden"

Kanzler Scholz: "Jeder einzelne Mensch muss geschützt werden"
Welt-Aids-Konferenz in München hat begonnen
Fachleute aus aller Welt tauschen sich in München derzeit über Aids und HIV aus. Bundeskanzler Scholz betont in seiner Rede das Ziel, die Aids-Epidemie bis 2030 zu beenden. Dabei setzt er auf eine baldige mRNA-Impfung.

München (epd). Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Unterstützung Deutschlands im Kampf gegen Aids und HIV bekräftigt. Jede Minute sterbe auf der Welt ein Mensch daran, sagte Scholz bei der Eröffnung der Welt-Aids-Konferenz am Montagabend in München: „Das müssen wir ändern.“ Ziel sei weiterhin, die Aids-Epidemie bis 2030 zu stoppen - da sei aber noch einiges an Weg zu gehen, räumte Scholz ein. Auch die Unaids-Exekutivdirektorin Winnie Byanyima rief die Weltgemeinschaft in ihrer Begrüßungsrede zu mehr Engagement gegen die Epidemie auf. Die Lücke bei der Finanzierung von Programmen gegen HIV/Aids werde größer.

Scholz sagte, dass mehr Forschung und mehr Prävention die wichtigsten Maßnahmen seien, um die Zahl der HIV-Infektionen einzudämmen. Das HI-Virus sei komplexer und anpassungsfähiger als andere Viren. Er zeigte sich zuversichtlich, dass es bald eine mRNA-basierte Impfung geben werde. Außerdem betonte er die Wichtigkeit der HIV-Prophylaxe, die sich als sehr wirksam erwiesen habe. Sie habe die Zahl von Neuinfektionen verhindert. Jeder einzelne Mensch müsse geschützt werden.

Mehr als 30 Millionen HIV-infizierte Menschen weltweit hätten im vergangenen Jahr eine antiretrovirale Therapie bekommen. Viele dieser Behandlungen hätten nahezu vollständig eine weitere Ansteckung verhindert, sagte Scholz, betonte aber zugleich, dass Entwicklungsländer hier stärker unterstützt werden müssten. Gesundheit sei überall ein bedrohtes Gut, wo es Kriege, Krisen, Naturkatastrophen oder Pandemien gebe. Vor allem arme und benachteiligte Menschen seien betroffen.

Auch Byanyima forderte eine Lösung für Entwicklungsländer und vor allem der Schuldenkrise afrikanischer Staaten. Die Schulden müssten schnell umstrukturiert werden, damit in den Ländern Programme gegen HIV/Aids finanziert werden könnten, betonte die Unaids-Exekutivdirektorin. Zudem müssten neue Mittel zur Prävention und für Behandlungen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen verfügbar gemacht werden - „jetzt, nicht in fünf, sechs oder zehn Jahren“.

Nach den jüngsten Daten von Unaids lebten im vergangenen Jahr weltweit fast 40 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion. Etwa 1,3 Millionen Personen haben sich neu angesteckt. In Deutschland waren laut Robert Koch-Institut (RKI) Ende vergangenen Jahres 96.700 Menschen mit HIV infiziert. Rund 8.200 von ihnen wissen laut RKI-Schätzungen nichts von ihrer Erkrankung.

Bei der Welt-Aids-Konferenz tauschen sich noch bis Freitag (26. Juli) internationale Fachleute aus Wissenschaft, Medizin, Politik und Selbsthilfegruppen über die globalen Auswirkungen von Aids und HIV aus. Der Kongress zählt zu den international wichtigsten Fachtreffen zu HIV und Aids. Insgesamt werden rund 15.000 Besucherinnen und Besucher aus aller Welt erwartet.

Aids ist eine Immunschwächekrankheit, die durch das HI-Virus ausgelöst wird. Der Erreger wird hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen, aber auch etwa durch verunreinigte Blutkonserven. Eine Schutzimpfung gibt es bislang nicht. Es sind jedoch antiretrovirale Medikamente auf dem Markt. Sie können Aids nicht heilen, aber die Vermehrung der Viren hemmen. Auf diese Weise besteht die Chance auf eine normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität.