Offenbach, Brest (epd). Die belarussische Friedensaktivistin Olga Karatch ist laut dem Offenbacher Verein Connection in Abwesenheit zu zwölf Jahren Haft und einer Geldstrafe von 170.000 Euro verurteilt worden. Das Bezirksgericht Brest habe die im Exil in Litauen lebende Aktivistin für Kriegsdienstverweigerung am 8. Juli schuldig gesprochen, teilte Connection am Mittwoch mit. Die Vorwürfe lauteten auf „Verschwörung zur Machtergreifung durch verfassungswidrige Mittel“, „Förderung extremistischer Aktivitäten“ und „Diskreditierung der Republik Belarus“. Karatch hatte den Menschenrechtspreis der Stadt Weimar 2022 und den Friedenspreis der Bremer Stiftung „Die Schwelle“ 2019 erhalten.
Die Entscheidung sei besorgniserregend für Karatch und ihre Menschenrechtsorganisation „Nash Dom“ (Unser Haus) mit Sitz im belarussischen Witebsk, hieß es weiter von dem Verein, der für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung eintritt. Auch „Nash Dom“ unterstütze Kriegsgegner und Kriegsdienstverweigerer in Belarus. Karatch drohe die Abschiebung aus Litauen, wo sie Asyl beantragt habe. Gemeinsam mit ihr seien vier andere Personen zu je zwölf Jahren Haft und hohen Geldstrafen verurteilt worden. Die besorgniserregende Situation habe in der vergangenen Woche die UN-Sonderberichterstatterin über die Menschenrechtslage in Belarus in einem Bericht an den UN-Menschenrechtsrat hervorgehoben.
Neben der Entscheidung vom 8. Juli sind nach Angaben von Connection zwei weitere Anklagen gegen Olga Karatch anhängig. Karatch habe erklärt, dass ihr in diesen Fällen sogar die Todesstrafe oder 25 Jahre Haft drohten.