Frankfurt, Buenos Aires (epd). In Argentinien lebt inzwischen fast ein Fünftel der Bevölkerung unterhalb des Existenzminimums. 8,6 Millionen Menschen hätten nicht einmal das Nötigste zum Überleben, heißt es in einer Studie der katholischen Universität von Argentinien, die am Sonntagnachmittag (Ortszeit) veröffentlicht wurde. Der Anteil an der Bevölkerung in extremer Armut sei innerhalb eines Jahres von 8,8 Prozent auf 19,8 Prozent gestiegen.
Gestiegen ist laut der Studie auch die Zahl der Armen insgesamt. Fast 55 Prozent der Argentinierinnen und Argentinier können sich zwar über Wasser halten, haben aber nicht genug Geld für zusätzliche Ausgaben wie Miete oder Kleidung. Das seien mehr als in den vergangenen 20 Jahren.
Grund für den massiven Anstieg ist den Forschern zufolge die aktuelle wirtschaftliche und sozialpolitische Lage. Aufgrund einer Inflation von jährlich über 250 Prozent und gleichbleibender Löhne, haben alle argentinischen Haushalte zwischen 10 und 30 Prozent ihres Einkommens eingebüßt. Zusätzlich sei das Land durch die Wirtschaftspolitik des seit Ende 2023 amtierenden Präsidenten Javier Milei in eine Rezension gestürzt. Dadurch fänden die Menschen auch keine irregulären Nebenjobs, um ihr Einkommen aufzubessern.
Außerdem hat die rechtslibertäre Regierung Sozialprogramme zusammengestrichen, um die Inflation zu bekämpfen und den Staatshaushalt auszugleichen. Damit hat sie laut der Studie weitere Menschen in die Armut getrieben.
Die Regierung Milei gibt ihren Vorgängern die Schuld für die aktuelle Wirtschaftslage und setzt auf eine neoliberale Schocktherapie. Die Opposition kritisiert derweil die ungleiche Bürde der wirtschaftlichen Anpassung. Mehrmals wöchentlich finden derzeit Proteste und Streiks statt, die eine Inflationsanpassung der Löhne und höhere Sozialausgaben für Bedürftige fordern.