Engagement hilft gegen Ohnmacht

Menschen bilden eine Sprechblase auf einem Zebrastreifen
Orbon Alija/iStockphoto/Getty Images
Sich gemeinsam für die Demokratie engagieren - das kann gegen Ohnmachtsgefühle helfen und das Gefühl der Selbstwirksamkeit erhöhen.
Deutschland nach der Wahl
Engagement hilft gegen Ohnmacht
Gegen Ohnmachtsgefühle nach dem Rechtsruck bei der Bundestagswahl empfiehlt die Sozialpsychologin Pia Lamberty persönliches Engagement. Wichtig sei es, miteinander im Gespräch zu bleiben. Die Parteien sollten wieder eigene positive Visionen entwickeln.

Es müsse gar kein politisches Engagement sein, sagte die Rechtsextremismus-Forscherin und Mitgründerin des Berliner Centers für Monitoring, Analyse und Strategie dem Evangelischen Pressedienst. Denn Engagement stärke immer die Selbstwirksamkeit und auch die eigenen Netzwerke. "Das sind eigentlich ganz wichtige Säulen."

Egal ob in Ost- oder Westdeutschland sei es jetzt wichtig, sich stark zu machen für die Demokratie - "in Gesprächen, in Initiativen, im tagtäglichen Miteinander, also auch in den Gesprächen mit den Nachbarn oder dem Bäcker", sagte Lamberty. "Das sind alles ganz kleine Puzzlestücke und die fühlen sich manchmal minimal an, wenn man sieht, wie groß die Bedrohungslage auf der Welt ist. Aber viele kleine Puzzlestücke ergeben ja irgendwann auch ein anderes Bild."

Lamberty empfahl, mit Anhängern der AfD im privaten Umfeld im Gespräch zu bleiben. "Wo ein privates Vertrauensverhältnis da ist, kann das genutzt werden", sagte sie. Denn etablierte Qualitätsmedien fänden oftmals keinen Zugang mehr zu Personen, die stark ideologisiert sind. Medien sollten ihre Berichterstattung dennoch nicht an dieser Gruppe ausrichten.

Demokratische Parteien sollten wieder stärker den Mut haben, eigene positive Visionen der Gesellschaft zu entwickeln, fügte die Sozialpsychologin hinzu. Am Beispiel des Wahlkampfthemas Migration sehe man, dass es einen "sehr reaktiven Wahlkampf" gegeben habe. Auch beim Thema Krieg sei häufig Unsicherheit und Angst bei den meisten Parteien zu spüren, wie sie das Thema adressieren sollten. "Das öffnet natürlich Tür und Tor für Populisten. Das kennen wir schon sehr lange, dass Kriegsthemen politisch instrumentalisiert werden."

Als Beispiel nannte sie die verschwörungsideologischen Mahnwachen für den Frieden 2014 nach der Annexion der Krim, auch die verschwörungsideologische Mobilisierung seit der Vollinvasion in der Ukraine oder der wachsende Antisemitismus und die Israelfeindschaft seit dem 7. Oktober seien Beispiele. "Die AfD ist eine Partei, die eine negative Vision entwickelt, die vor allem über Angstbilder funktioniert. Dagegen müssen andere Parteien positive Visionen setzen vom Zusammenhalt in der Gesellschaft."