Berchtesgaden, Hilpoltstein (epd). Einer der beiden Ende Mai in den bayerischen Alpen ausgewilderten Bartgeier hat seinen ersten Flug hinter sich gebracht. Vinzenz sei am Dienstagmorgen mit ein paar kräftigen Flügelschlägen in die Lüfte gestartet und elegant aus der eingezäunten Felsnische gesegelt, teilte der Landesbund für Vogelschutz (LBV) am Mittwoch mit. Der zweite, mit ihm ausgewilderte Bartgeier Wiggerl hingegen lässt sich noch Zeit mit seinem Jungfernflug. Er werde aber voraussichtlich in den nächsten Tagen ebenfalls die Auswilderungsnische verlassen.
Der 115 Tage alte Vinzenz sei bei seinem ersten Flug noch relativ jung gewesen, teilte der LBV weiter mit. Im Durchschnitt flögen junge Bartgeier im Alter von 120 Tagen erstmals aus. Es habe sich aber abgezeichnet, dass Vinzenz früher starten werde: „Er war von Anfang an extrem engagiert beim Üben seiner Flügelschläge, führte täglich dreimal so viele Schläge wie Wiggerl aus und brachte es kurz vor seinem Ausflug auf über 400 Flügelschläge pro Tag“, sagte LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider.
Seit 2021 sind fünf weibliche und drei männliche Bartgeier im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert worden. Einer der Vögel wurde 2022 vermutlich durch Steinschlag getötet. Das Projekt ist auf mindestens zehn Jahre angelegt. Ziel ist es, die seltene Vogelart, die vor 140 Jahren in den bayerischen Alpen ausgerottet wurde, dort wieder anzusiedeln. Außerhalb Deutschlands leben rund 300 Tiere der Art in den Alpen. Bartgeier zählen mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt.